Türkei begann schon mit Umbau der Hagia Sophia
Welle der Kritik an der Änderung des Status des Gebäudes
ISTANBUL. Die Hagia Sophia ist seit gestern für etwa zwei Wochen geschlossen. Der Vorsitzende der Religionsbehörde Diyanet, Ali Erbas: „Wir haben mit den erforderlichen Arbeiten begonnen“, um das berühmte Gebäude für islamische Gebete einzurichten. Die UNESCO fürchtet um die byzantinischen Mosaike.
Die Demokratie ist die Straßenbahn, in die wir einsteigen und am Ziel wieder aussteigen ... Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.
Recep Tayyib Erdoğan. Wegen des Zitierens aus diesem alten Gedicht während einer Rede war er 1998 noch als Bürgermeister von Istanbul zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden.
Das ist nichts anderes als das, was Taliban in Afghanistan, IS in Syrien oder im Irak gemacht haben. Das ist eine Schande.
Ednan Aslan, geboren in der Türkei, Professor für islamische Religionspädagogik und Leiter des Instituts für Islamisch-theologische Studien an der Universität Wien
Die Entscheidung, den Status der Hagia Sophia aufzuheben, ist ein weiterer Schritt der Türkei weg von Europa.
Alexander Schallenberg, Außenminister der Republik Österreich
Die bildlichen Darstellungen waren in der osmanischen Zeit mit Gips zugekleistert und erst 1931 unter Atatürk wieder freigelegt worden. 1934 wurde aus dem Gebäude ein Museum. Nach Ansicht vieler islamischer Religionsgelehrter ist ein islamisches Gebet weniger wert, wenn es im Angesicht bildlicher Darstellungen verrichtet wird.
Unterdessen hat gestern die Zurückwidmung in eine Moschee weltweit Kritik hervorgerufen, besonders in den orthodoxen Ländern. In Russland sprach Metropolit Ilarion von einem Schlag gegen die Orthodoxie. Die Umwidmung werde nun die Beziehungen der Türkei zur christlichen Welt beeinflussen, gab sich der Geistliche überzeugt.
Der griechische Regierungssprecher sprach von einer Beleidigung der christlichen Welt, die eine entsprechende Antwort erhalten müsse.