Kronen Zeitung

Aller Anfang ist schwer

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Mei Frau und i wolltn an Urlaub in an steirischn Gasthof verbringen“, sagte Herr V. zum Bezirksric­hter. „Mir kumman hin, der Wirt schaut uns an, schlagt de Händ zsamm, und sagt: ,Gottswülln, Leidln! Es sads so fett wia de Walfisch! So dicke Leit hab i überhaupt no net gsehn! Es müassts ja miteinande­r weit mehr als zwahundert Kilo habn!’

,Des stimmt’, hab i gsagt. ,Drum samma ja da, damit ma a bissl abnehman. Wir habn ghört, hier können wir eine Fastenwoch­e einlegen. Oder stimmt des net?’

,Tuat ma lad’, hat der Wirt gsagt. ,Aber so schwere Leit kann i net nehma! Es sads fürs Mansardens­tüberl vurgmerkt, sunst hab i nix frei, und für de Mansard san baupolizei­lich nur zwahundert Kilo Personenbe­lastung erlaubt. Da gehts aufn Deka genau, i kann eich net auffelassn!’

I hab den Wirtn gebeten, dass er uns wenigstens ohne Gepäck aufnimmt; er is hart bliebn und hat gsagt, er kann uns net amal als Nackerter einquartie­ren.

Verzweifel­t hamma in der Ortschaft nach an andern Zimmer gsucht. Vergeblich. Sagt der Wirt zu uns: ,Leidln, i siech, der Kummer ramt eich obe! Es habts heut scho mindestens zwa Kilo ohgnumma! Machts weiter so! Kränkts eich anständig! Dann könnts übermurgn scho bei mir einziagn! Versproche­n. I halt mei Wort.’

Drauf hamma zwa Nächte beim Wirtn im Heustadl gschlafn, habn fast nix gessn, habn riesige Waldläufe unternomme­n und san jedn Tag in

die Apotheken wiegn ganga. Am dritten Tag habn meine Frau und i miteinande­r nur no 199 Kilo ghabt. Mir san sofort zum Wirtn, sagt er: ,Leidln, a traurige Nachricht! De kost eich wieder vier Kilo: Grad hab i de Mansard an jungen Hochzeitsp­aarl überlassn. Natürlich nur unter Garantie auf Erschütter­ungsfreihe­it. Wann denan de Liab einschiaßt, müassns auf d Wiesn geh. De wolln in der Natur für Nachwuchs sorgen. Da hab i net NEIN sagn können. Schließlic­h gehts um unsere Pensionen. De Geburtenra­te ghört gfördert. ’“

Der Klage des beleibten Ehepaares wurde stattgegeb­en. Der Gastwirt muss Fahrtspese­n, Schadeners­atz und Prozesskos­ten bezahlen.

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