„Ich will den Leuten nicht wurscht sein“
Volksmusiker Andreas Gabalier spricht im Interview mit Oliver Pokorny über Bundeskanzler Kurz, Corona, seine Kritiker, eigene Fehler und private Zukunftspläne
„Kinderwunsch? Nach dem Tod meiner kleinen Schwester habe ich das Thema verdrängt.“Andreas Gabalier über Zukunftspläne
Herr Gabalier . . .
Du kannst mich duzen. Mit dem Volks-Rock’n’Roller sind alle per du. Muss das sein?
Ja, bitte. Du kannst ja trotzdem kritische Fragen stellen.
Na gut, probieren wir es. Du darfst dank Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz heute vor dem F1-Start wieder vor Hunderttausenden TV-Zusehern auftreten. Mateschitz und Gabalier – wie passt das zusammen?
Didi hat mich vor zehn Jahren in seinen „Hangar 7“eingeladen, das war ein netter Nachmittag. Offenbar gefallen ihm meine Lieder. Gleich von Beginn an hat die Chemie zwischen uns gestimmt – und so haben wir in unterschiedlichen Projekten immer wieder Tolles miteinander angestellt. Für den heutigen Grand Prix der Steiermark wollte der Didi die steirische Landeshymne haben. Ich habe zu Hause ein Demo eingespielt, meine Interpretation des Dachstein-Lieds. Die scheint ihm wieder gefallen zu haben.
Andreas Gabalier ist die Antipode zum Leben mit Corona, zum Abstandhalten und Lockdown. Du bist immer
viel unterwegs, mischst dich unter die Leute, feierst viel und singst gerne in geselligen Runden an der Bar. Wie sehr hat dich Corona getroffen?
Gar nicht. Ich hatte nach den anstrengenden letzten Jahren eine Pause eingeplant, mit Corona kann ich diese Pause noch strenger einhalten. Eigentlich genieße ich den Abstand. Ich mache viel Sport, arbeite an neuen Songs und Projekten.
Wirtschaftlich wird Corona dich wohl auch nicht vom Schlitten werfen . . .
Noch nicht. Wir mussten unser in München geplantes Festival für 170.000 Fans leider absagen. Der Wahnsinn dabei:
Wir hatten schon 100.000 Tickets verkauft, und bis heute hat kein einziger Fan sein Ticket zurückgegeben. Die Leute harren aus, meine Fans sind wohl fanatisch-euphorisch. Sollte die Show allerdings auch nächstes Jahr nicht stattfinden können, würde uns das wirtschaftlich extrem hart treffen. Wir investieren in ein Festival, das es so weltweit noch nicht gegeben hat – das kostet sehr viel Geld.
Wir sitzen gerade in Velden am Wörthersee – sehr viele Menschen hier reden von einer drohenden zweiten Corona-Welle. Bist du Corona-Optimist oder -Pessimist?
Es wäre mir bisher nicht eingefallen, mich testen zu lassen, ich habe ein super Immunsystem. Für meinen Auftritt in Spielberg muss ich nun einen Test machen. Grundsätzlich habe ich keine Angst: Ich bin nach wie vor viel unter Leuten, Abstand halte ich vor allem zu älteren Semestern, damit ich keinen Schaden anrichte. Die aktuellen Cluster sehe ich nicht als zweite Welle, eher werden wir wohl dauerhaft mit regelmäßigen Wellen leben müssen – insofern bin ich kein Optimist oder Realitätsverweigerer.
Waren die Corona-Maßnahmen der Regierung zu hart oder wohldosiert?
Der Anfang war gut, die nachhaltigen wirtschaftlichen Schäden kommen noch. Jedenfalls möchte ich nicht in der Haut von Politikern stecken, du kannst da nur verlieren. Egal, welche Maßnahmen du triffst,