Kann das Klima stabilisiert werden?
Helga Kromp-Kolb ist Professorin an der Universität für Bodenkultur in Wien und Österreichs führende Expertin für Klimaschutz.
Was wie ein Widerspruch klingt, ist eher eine verkürzte Ausdrucksweise: Einerseits ist bekannt, dass sich das Klima stets geändert hat, eine „Stabilisierung“durch uns Menschen ist daher nicht möglich. Andererseits spricht die Klimawissenschaft davon, dass nicht sicher ist, dass die Temperatur oberhalb von 1,5 Grad Erwärmung noch stabilisiert werden kann. Damit ist gemeint, dass die kontinuierliche Erwärmung der vergangenen Jahrzehnte, die vorwiegend auf die Zunahme der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre zurückzuführen ist, sich auch unabhängig von diesen weiter fortsetzen könnte.
Selbstverstärkende Prozesse, wie zunehmende Wasserdampfkonzentration in der Atmosphäre aufgrund wärmebedingt vermehrter Verdunstung von den Wasserflächen und Pflanzen, könnten zu weiterer, ja sich sogar beschleunigender Erwärmung führen. Eine Entwicklung, die wir Menschen angestoßen haben, könnte dann durch uns Menschen nicht mehr gestoppt oder rückgängig gemacht werden.
Das ist gemeint, wenn es heißt, dass das Klima nicht mehr stabilisiert werden kann. Genauer müsste es heißen: nicht ohne große Disruptionen natürlicher (z. B. der Einschlag eines großen Meteororiten) oder menschengemachter Art (Nuklearkrieg) oder nicht rechtzeitig für das Überleben der Zivilisation, weil schon zu heiß.