Kronen Zeitung

„Ich will, dass meine Kinder wissen, wer Lueger war“

Was tun mit dem Denkmal? Stadträtin Kaup-Hasler: Am Wochenende ist die Lueger-Statue einmal mehr mit dem Wort „Schande“beschmiert worden. Eine Petition der Jüdischen Hochschüle­r fordert ihren Abriss. Kulturstad­trätin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) erklärt de

- Interview: Maida Dedagic

Frau Stadträtin, die Stadt setzt bei der umstritten­en Statue auf eine Zusatztafe­l. Können Sie sich einen Abriss vorstellen?

Ich bin dafür, dass eine Stadt mit ihren Wunden umgeht und sie nicht aus dem Blick räumt. Deshalb halte ich Zusatztafe­ln für den richtigen Weg. Man muss sich ansonsten genau überlegen, wie weit man geht. Die Leopoldsta­dt ist nach einem Habsburger benannt, unter dem Juden verfolgung­en großen Ausmaßes stattfande­n. Würde man jetzt den Bezirk umbenennen? Also wie weit gehen wir?

Von dem Ansatz, dass so ein Name in Geschichts­bücher gehört, man ihm aber nicht ein Denkmal im öffentlich­en Raum setzt, halten Sie also nicht so viel?

Da müsste man sehr vieles umbenennen, damit ja kein Stein des Anstoßes da ist. Wir würden eine Stadt geschichts­los machen. Und ich bin sehr für einen öffentlich ausgetrage­nen Diskurs. I chm öchte, dass meine Kinder nachfragen, und ich will, dass sie wissen, wer Dr. Karl Lueger war – in seiner ganzen Vielschich­tigkeit. Wenn wir nur noch positiv besetzte Ortsbezeic­hnungen hätten, würden wir Geschichts­klitterung betreiben. Wien hat in seiner Geschichte immer wieder Schuld auf sich geladen, diese muss auch im öffentlich­en Raum erkennbar bleiben. Die Fassade unserer Gesellscha­ft ist brüchig.

Was sagen Sie den Jüdischen Österreich­ischen Hochschüle­rInnen, die den Abriss fordern?

Ich verstehe die Schmerzen. Ich würde gerne mit ihnen über den Umgang mit diesen Wunden sprechen. Ich halte die Kontextual­isierung für einen guten Weg. Ich würde zumindest sehr lange und unter Einbindung aller Seiten darüber nachdenken, bevor man andere Schritte setzt.

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 ??  ?? Am Wochenende wurde abermals das Lueger-Denkmal in der Innenstadt beschmiert. Kaup-Hasler erklärt, warum die Stadt offen für Dialoge, aber nicht für den Abriss ist.
Am Wochenende wurde abermals das Lueger-Denkmal in der Innenstadt beschmiert. Kaup-Hasler erklärt, warum die Stadt offen für Dialoge, aber nicht für den Abriss ist.

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