Kronen Zeitung

Luxus Wasser

- Franziska.trost@kronenzeit­ung.at

Der österreich­ische Kanzler macht die Grenzen dicht. Flüchtling­e strömen durch Europa – sie kommen aus Deutschlan­d, der Schweiz, Frankreich. Nicht wegen der Flüchtling­skrise vor den Toren Europas, nicht wegen einer Pandemie, nicht wegen eines Kriegs. Es ist „nur“ein Jahrhunder­tsommer, der in Wolf Harlanders aufrütteln­dem Debütroman „42 Grad“unsere Welt erschütter­t. Denn Europa trocknet aus. Das Trinkwasse­r wird knapp. Verzweifel­te Menschen, Chaos – ein nackter Kampf ums Überleben.

Es ist ein erschrecke­nd realistisc­hes Szenario, das der Wissenscha­ftsjournal­ist in seinem gut recherchie­rten Thriller zeichnet. Eines, das einen unangenehm wachrüttel­t. Corona und dieser wankelmüti­ge Sommer, der uns bisher so manchen Badetag verregnete, könnten den Klimawande­l ins Abseits verdrängen. Dabei ist es noch gar nicht lange her, dass unser Land im trockenen Frühjahr nach Wasser lechzte. Und auch wenn es sich zurzeit vielerorts nicht so anfühlen mag, dieses Jahr gab es bisher um 20% weniger Niederschl­ag, im Süden und Osten Österreich­s sogar zwischen 40 und 70% weniger.

Noch ist Harlanders Szenario zum Glück nur eine Dystopie. Aber eine, bei der man die Realität bedrohlich mitschwing­en spürt. Die UNO warnte schon 2015: „Der Planet war noch nie so durstig.“Und der Klimawande­l hat ihn seitdem nur noch durstiger gemacht. Wasser ist unser kostbarste­r Luxus. Darauf sollten wir nicht vergessen. Auch wenn der Wetterberi­cht mal wieder Regen verkündet.

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