Luxus Wasser
Der österreichische Kanzler macht die Grenzen dicht. Flüchtlinge strömen durch Europa – sie kommen aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich. Nicht wegen der Flüchtlingskrise vor den Toren Europas, nicht wegen einer Pandemie, nicht wegen eines Kriegs. Es ist „nur“ein Jahrhundertsommer, der in Wolf Harlanders aufrüttelndem Debütroman „42 Grad“unsere Welt erschüttert. Denn Europa trocknet aus. Das Trinkwasser wird knapp. Verzweifelte Menschen, Chaos – ein nackter Kampf ums Überleben.
Es ist ein erschreckend realistisches Szenario, das der Wissenschaftsjournalist in seinem gut recherchierten Thriller zeichnet. Eines, das einen unangenehm wachrüttelt. Corona und dieser wankelmütige Sommer, der uns bisher so manchen Badetag verregnete, könnten den Klimawandel ins Abseits verdrängen. Dabei ist es noch gar nicht lange her, dass unser Land im trockenen Frühjahr nach Wasser lechzte. Und auch wenn es sich zurzeit vielerorts nicht so anfühlen mag, dieses Jahr gab es bisher um 20% weniger Niederschlag, im Süden und Osten Österreichs sogar zwischen 40 und 70% weniger.
Noch ist Harlanders Szenario zum Glück nur eine Dystopie. Aber eine, bei der man die Realität bedrohlich mitschwingen spürt. Die UNO warnte schon 2015: „Der Planet war noch nie so durstig.“Und der Klimawandel hat ihn seitdem nur noch durstiger gemacht. Wasser ist unser kostbarster Luxus. Darauf sollten wir nicht vergessen. Auch wenn der Wetterbericht mal wieder Regen verkündet.