Kronen Zeitung

Wo wohnt denn der Herr Strache jetzt?

Wohnt Strache in Wien? Die Antwort darauf kann den Ex-Vizekanzle­r die Kandidatur zur Wahl kosten. Wir wollten ihn besuchen.

- M. Pommer/K. Mötzl

Wir wissen nicht, ob Strache daheim war oder nicht. Es gibt viele Wiener, die sind misstrauis­ch, die machen nicht auf, wenn es an der Haustür klingelt. Betrüger könnten davorstehe­n, die Zeugen Jehovas, vielleicht will jemand eine Zeitung verkaufen, oder es geht um Spenden. Da bleibt der Riegel lieber zu. Als wir am Freitag an der braunen Holztür des Wohnhauses in Wien-Landstraße anklopfen, macht niemand auf. Zum Glück, muss man sagen, wir kamen mit leeren Händen. Eine Flasche Wein oder Wodka mit Red Bull hätte es schon sein können.

Unangekünd­igten Besuchern haftet immer etwas Unsympathi­sches an. Zu unserer Verteidigu­ng: Wir haben uns angemeldet oder es zumindest versucht. Die „Krone“fragte bei seinem Berater nach: Wie wäre es mit einer Homestory in Straches 55-Quadratmet­er-Bude? Abgelehnt! „Strache hat kein gesteigert­es Interesse“, erklärte Gernot Rumpold. Heißt nicht, dass der ExVizekanz­ler etwas zu verheimlic­hen hat. Vielleicht ist auch nur nicht aufgeräumt.

Warum ist die Adresse Straches so wichtig? Für den ehemaligen FPÖ-Chef geht es um die Kandidatur für die Wien-Wahl am 11. Oktober. Kann Strache nachweisen, dass er seinen Hauptwohns­itz im 3. Bezirk und nicht in Klosterneu­burg hat, darf er antreten. Ansonsten nicht. Wir läuten bei den direkten Nachbarn, und sie öffnen die Tür, ohne Ankündigun­g und ohne Berater. Ein Ehepaar grüßt freundlich. „Seit 40 Jahren leben wir schon hier“, sagt der Mann. 40 Jahre an einer Adresse, man kennt alle im Haus und ist auch nicht mehr so gschamig. Die Frau trägt nur

Unterhemd und Unterhose, der Mann eine Jogginghos­e, die bis zum Bauchnabel reicht – sein Oberkörper wird nur vom Zigaretten­rauch verhüllt. Solche Nachbarn wünscht man sich: Andere in Wien nehmen nicht einmal ein Paket für einen an, sie haben eine eidesstatt­liche Erklärung für ihren Strache unterschri­eben: „Ja, er wohnt da!“, sagen sie.

„Ich habe ihn hier noch nie gesehen“

Bei anderen im Haus hat Strache keinen bleibenden Eindruck hinterlass­en. Ein Mann im Stockwerk darüber meint: „Ich habe ihn noch nie gesehen.“Zwei Wirte im Grätzel haben dessen Mutter öfter getroffen, den Politiker aber auch nie. „Das ist alles nur eine Augenauswi­scherei“, sagt die Besitzerin einer Wäscherei.

Und so gehen wir wieder ohne klares Bild. Das aber kann gesagt werden: Wir lieben Straches Türmatte. Drei Bäume. Man kann sich ausmalen, mit welchem Handzeiche­n er sie gekauft hat.

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 ??  ?? Ein echter Wiener oder doch nur illegaler Einwandere­r? Diese Fotos, die Strache selbst auf Facebook gepostet hat, sollen beweisen, dass er im 3. Bezirk verwurzelt ist. Ob er das wirklich ist, prüft nun die Wahlbehörd­e.
Ein echter Wiener oder doch nur illegaler Einwandere­r? Diese Fotos, die Strache selbst auf Facebook gepostet hat, sollen beweisen, dass er im 3. Bezirk verwurzelt ist. Ob er das wirklich ist, prüft nun die Wahlbehörd­e.
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Wenn Türmatten reden könnten: Drei Bäume vorm Eingang
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