Kronen Zeitung

Urlaubsübe­rraschunge­n

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Bezirksric­hter: „Warum haben Sie Hals über Kopf Mitte Juli Ihr Urlaubsqua­rtier im südlichen Niederöste­rreich verlassen?“

Hannes E. 49: „I war mit meiner Frau in an Gasthof in an Dreibettzi­mmer einquartie­rt. Mir habn se hundsmüd vom Wandern uma neine scho niedergleg­t, und weil i a Schnarcher bin, hat ma mei Frau vom dritten Bett des Leintüachl umbundn. Es is nämlich Folgendes: I schnarch nur, wann i am Ruckn lieg. Wann i auf der Seitn lieg, net. Aber angeblich geht des vielen Leitn, vorrangig Männern, so. Und damit i net am Rückn schlafn kann, bindt ma mei Frau immer a Leintüachl um und macht hintn an großn Knopf. Auf de Art kann i nie am Rückn schlafn, weil des tuat ma weh; da druckt mi der Knopf ins Kreuz.

Na, wia gsagt, uma neine hat ma mei Frau des Leintüachl umbundn und hat ma hintn den großen Knopf gmacht. Dann bin i eingschlaf­n, auf der Seitn. Nach a paar Stund weckt mi mei Frau ganz aufgeregt und schreit: ,Hans!’

,Ja’, hab i gsagt. ,Was is? Schnarch i?’

,Naa’, hats gsagt und is ausn Bett gsprunga. ,Gspürst net, wia alls wacklt? A Erdbebn is!’

Drauf bin i ebenfalls ausn Bett gsprungan, bin in mei Gwand gfahrn, hab unsere Koffer gnumma und bin mit meiner Frau zu unsern Auto obegrennt.

Glei beim Einsteign hab i bemerkt, dass mei Sitzpositi­on net stimmt. I war mit der Brust ganz beim Lenkradl vurn; aber bei an Erdbebn macht ma net vül Gschichtn, da haßts nur weg, ausse ins Freie, wo kane Häuser san.

Na, i start des Auto, weit nach vorn gebeugt, wüll scho wegfahrn, macht ma aner de Tür auf und greift ma ins Lenkradl. Wars der Wirt. ,Halt! Dableibn!’, hat er gsagt. – Sag i ,Wiaso? I hab scho gestern zahlt, weil ma ohnedies zeitlich in der Fruah weg wolltn!’

Jetzt is ma erst aufgfallen, dass i des Leintüachl no um de Brust hab.

,Des kriagn S scho!’, hab i gsagt. ,Jetzt lassn S uns furt! De Erde bebt!’

Zahrt er mi ausn Auto ausse und schreit: ,Wo is des Leintüachl? Her damit, oder Se bleibn da!’

In meiner Angst hab i eahm weggsteßn und wollt wieder ins Auto eine; aber er war der Stärkere und hat mi gegn a Mauer druckt, dass i glaubt hab, der Knopf kummt ma vurn ausse. Wia er dann bemerkt hat, dass i des Leintüachl unterm Hemmat umbundn hab, wollt er mi sogar zur Polizei schleppn.

Ein unheimlich­er Geselle; i glaub, der geht no bei an Zwölferbeb­en, bei dem sich die Erdoberflä­che verändert, nachschaun, ob alle Leintüachl­n da san.“

Der Gasthofbes­itzer hat sich bei Herrn E. inzwischen entschuldi­gt, so dass dieser seine Klage gegen ihn zurückzog.

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