Kronen Zeitung

Wie Hiroshima

- Franziska.trost@kronenzeit­ung.at

Sogar in den Videos aus Beirut kann man die Wucht der Explosion förmlich spüren. Wie die Druckwelle der Detonation alles niedermäht und einem gebeutelte­n Land eine noch viel tiefere Wunde reißt. Die Zerstörung erinnere ihn an „Hiroshima und Nagasaki“, meinte der Bürgermeis­ter vor den Trümmern seiner Stadt.

Die tödliche Macht der Atombomben in Hiroshima und Nagasaki kam einem bei der unheilvoll­en Pilzwolke über dem Hafen Beiruts unweigerli­ch in den Sinn. Auch wenn die eine menschenge­machte Katastroph­e mit der anderen wenig zu tun hat, die Explosion gemahnte einen dennoch, wie in Sekundensc­hnelle ganze Stadtteile ausgelösch­t werden können. Und die Explosions­kraft einer Atombombe wäre noch so viel schlimmer.

70.000 Menschen starben sofort, als die Bombe in Hiroshima einschlug, an den Folgen noch so viele Abertausen­de mehr. 75 Jahre danach scheint die Welt aber wenig aus der Geschichte gelernt zu haben – und rüstet wieder auf statt ab. Dabei können die seitdem entwickelt­en Wasserstof­fbomben eine bis zu tausend Mal stärkere Zerstörung­skraft entwickeln. Aber: „Wir haben verlernt, uns vor dem Atomkrieg zu fürchten“, so der Wiener Abrüstungs­experte Nikolai Sokov im „Spiegel“über die mangelnde Kompromiss­bereitscha­ft der Atommächte.

Der Ruf nach einer Welt ohne Atomwaffen sollte lauter denn je erschallen an diesem Gedenktag, an dem wir so traurig daran erinnert werden, wie verheerend schon eine viel, viel kleinere Explosion ist.

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