Wie Hiroshima
Sogar in den Videos aus Beirut kann man die Wucht der Explosion förmlich spüren. Wie die Druckwelle der Detonation alles niedermäht und einem gebeutelten Land eine noch viel tiefere Wunde reißt. Die Zerstörung erinnere ihn an „Hiroshima und Nagasaki“, meinte der Bürgermeister vor den Trümmern seiner Stadt.
Die tödliche Macht der Atombomben in Hiroshima und Nagasaki kam einem bei der unheilvollen Pilzwolke über dem Hafen Beiruts unweigerlich in den Sinn. Auch wenn die eine menschengemachte Katastrophe mit der anderen wenig zu tun hat, die Explosion gemahnte einen dennoch, wie in Sekundenschnelle ganze Stadtteile ausgelöscht werden können. Und die Explosionskraft einer Atombombe wäre noch so viel schlimmer.
70.000 Menschen starben sofort, als die Bombe in Hiroshima einschlug, an den Folgen noch so viele Abertausende mehr. 75 Jahre danach scheint die Welt aber wenig aus der Geschichte gelernt zu haben – und rüstet wieder auf statt ab. Dabei können die seitdem entwickelten Wasserstoffbomben eine bis zu tausend Mal stärkere Zerstörungskraft entwickeln. Aber: „Wir haben verlernt, uns vor dem Atomkrieg zu fürchten“, so der Wiener Abrüstungsexperte Nikolai Sokov im „Spiegel“über die mangelnde Kompromissbereitschaft der Atommächte.
Der Ruf nach einer Welt ohne Atomwaffen sollte lauter denn je erschallen an diesem Gedenktag, an dem wir so traurig daran erinnert werden, wie verheerend schon eine viel, viel kleinere Explosion ist.