AUVA: Vorübergehende Bleibe stößt auf Widerstand
Hauptstelle und Landesstelle Wien sollen unter ein Dach
Mehrere hundert Mitarbeiter der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt sollen bald schon für ein paar Jahre umziehen – und zwar in ein Haus, das der Wiener Wirtschaftskammer nahesteht, wie gemeinsame Recherchen von „Krone“und „ZackZack“zeigen. Rote Funktionäre sprechen von einem Umzug in ein ungeeignetes Haus ohne Notwendigkeit und einer Förderung für die Kammer. Die schwarze Doppelspitze in der AUVA argumentiert mit Einsparungspotenzialen und Synergieeffekten.
Ein gemeinsamer Haushalt kommt in der Regel günstiger als zwei getrennte: Das ist einer der Gründe, warum die Hauptstelle und die Landesstelle Wien der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) in Zukunft unter ein Dach sollen. Dafür soll ein neues Gebäude an einem neuen Standort gebaut werden. Die beiden bisherigen Standorte, die Eigentum der AUVA sind, sollen verkauft werden. So weit, so gut.
Was nun aber für Unmut sorgt: Dass die Mitarbeiter der Hauptstelle und der Landesstelle Wien schon vor dem Einzug in das neue Gebäude in ein paar Jahren zusammenziehen sollen. Deshalb hat der Verwaltungsrat der AUVA kürzlich beschlossen, 10.000 Quadratmeter im „Haus der Kaufmannschaft“, das der Wiener Wirtschaftskammer nahesteht, anzumieten. Dafür gestimmt haben sechs türkise und ein blauer Funktionär, dagegen gestimmt die fünf roten Funktionäre.
Übersiedlung auf Zeit in ein ungeeignetes Haus?
Letztere sehen keine Notwendigkeit, dass die Mitarbeiter in ein Haus umsiedeln, für das neben den Betriebskosten plötzlich auch Miete bezahlt werden muss. Außerdem seien die 10.000 Quadratmeter, die angemietet werden sollen, viel zu wenig für die 600 Mitarbeiter der Hauptstelle und 300 Mitarbeiter der Landesstelle Wien – derzeit arbeiten diese auf 40.000 Quadratmetern.
„Der Grund, warum ausgerechnet dieses ungeeignete Haus angemietet werden soll, ist, dass die schwarze Doppelspitze der AUVA die Wirtschaftskammer Wien fördern will“, sagt ein roter Funktionär des Verwaltungsrats zur „Krone“. Generaldirektor Alexander Bernart und Obmann Mario Watz wird ein freundschaftliches Verhältnis zu Walter Ruck, dem schwarzen Präsidenten der Wiener Wirtschaftskammer, nachgesagt.
Seitens der AUVA und der Wirtschaftskammer Wien will man das so freilich nicht stehen lassen. „Die Übersiedelung in das Haus der Kaufmannschaft ist eine gute und richtige Entscheidung und bringt ein Einsparungspotenzial von einer Million Euro pro Jahr“, sagt ein Sprecher der AUVA. Dadurch würden „zeitnah notwendige, beträchtliche Investitionen an den aktuellen Standorten vermieden und Synergien genutzt werden können“. Platzproblem sieht der Sprecher keines: „Einige Abteilungen werden in einem Unfallkrankenhaus der AUVA untergebracht, und auch Homeoffice wird verstärkt genutzt.“Und ein Sprecher der Wirtschaftskammer Wien will festgehalten wissen: „Die Wirtschaftskammer Wien ist der Eigentümervertreter der Unternehmer in der AUVA. Das hat nichts mit Freunderlwirtschaft zu tun.“
Der Grund, warum ausgerechnet dieses ungeeignete Haus angemietet werden soll, ist, dass die schwarze Doppelspitze der AUVA die Wirtschaftskammer Wien fördern will.
Roter Funktionär im AUVA-Verwaltungsrat
Interesse von Investoren, Fahrplan für den Umzug
Der rote Funktionär vermutet außerdem, dass die Übersiedlung möglichst schnell über die Bühne gehen soll, weil bereits lukrative Angebote für die Liegenschaft der Hauptstelle auf dem Tisch liegen – so sollen bereits mehrere Immobilieninvestoren Kaufinteresse angemeldet haben. „Für die Nachnutzung gibt es noch keinen Plan. Das ist ein völlig sekundäres Thema“, sagt der Sprecher der AUVA.
Die Übersiedelung in das Haus der Kaufmannschaft ist eine gute und richtige Entscheidung und bringt ein Einsparungspotenzial von einer Million Euro pro Jahr.
Sprecher der AUVA
In einem Mail, das Ende Juli an alle betroffenen Mitarbeiter gegangen ist und der „Krone“vorliegt, steht, dass die Landesstelle Wien bis Jahresende übersiedeln soll, im Anschluss soll dann auch die Hauptstelle umziehen. Der Mietvertrag selbst soll am 25. August in trockene Tücher gebracht werden. Weiterer Widerstand bis dahin ist vorprogrammiert.