Kronen Zeitung

Schwarze Ölpest im blauen Paradies

Binnen Stunden verwandelt­e sich das türkis-blaue Meer vor Mauritius in eine schwarze Hölle. Greenpeace und „Krone“wollen jetzt helfen, das Paradies zu retten!

- Mark Perry

Verzweifel­t sinkt Mukesh Buldewa in den Sand. Tränen tropfen. Als sich der 45Jährige aufrappelt, sind seine Knie pechschwar­z. „Je peux les nettoyer, mais pas la plage – die bekomme ich sauber, den Strand aber nicht“, flüstert der Leiter eines Tauchzentr­ums auf Französisc­h. Seine Existenz ist – wie die Tausender Mauritier – unter einer zähen, schlickige­n Masse erstickt. Der Verlust an Natur drückt aber noch schwerer auf die Seele – und sie geht den Menschen hier mitten ins Herz! Denn die sonst kristallkl­ar-türkise Lagune vor Pointe d’Esny ist besonders reich an rarster Fauna und Flora. Auch das blau-grüne Leuchten des bis unter die Wasserober­fläche reichenden Korallenri­ffs ist gespenstis­ch dunklem Schimmern gewichen, und der ausgefloss­ene Treibstoff klebt an fast allen Mangroven.

„Wir sind mit unseren französisc­hen Mitstreite­rn auf der nahen Insel Réunion in Verbindung. Nach deren Schilderun­gen ist das Tankerungl­ück noch weit katastroph­aler, als öffentlich kommunizie­rt wird. Denn dass das verblieben­e Rohöl aus dem Wrack des japanische­n Tankers abgepumpt werden konnte, ist nur der berüchtigt­e Trop

fen auf den heißen Stein“, berichtet in Wien Greenpeace-Veteran Alexander Egit erschütter­t.

Monsieur Buldewa und die anderen Inselbewoh­ner müssen sich zweifellos auf ein langes Leiden der Natur einstellen. „Es wird 20 und mehr Jahre dauern, ehe Bakterien den gesamten Kohlenwass­erstoff vertilgt haben und sich das Ökosystem in seiner Schönheit erholt hat“, weiß Helmut Belanyecz, Präsident des Kuratorium­s für Fischerei und Gewässersc­hutz. Gemäß den Erfahrunge­n aus anderen Verseuchun­gen – etwa nach dem Zerschelle­n der „Amoco Cadiz“im Meer vor der Bretagne im Jahre 1978 – gehen wohl noch eine kleine Ewigkeit später missgebild­ete Fische mit Geschwüren oder ohne Schwanzflo­ssen ins Netz.

Einziger Hoffnungss­chimmer: Im derzeit etwa 35 Grad warmen Ozean vor Mauritius bauen sich Schadstoff­e leichter ab. Inzwischen versuchen die Inselbewoh­ner mit bloßen Händen sowie Barrieren aus Stroh und anderem Material, auf berührende Weise die Pest zu stoppen.

„Krone“und Greenpeace bitten daher dringend um Spenden. Mit dem Geld wird den Aktivisten der Umweltorga­nisation „ecosud“unter die Arme gegriffen. Ein verzweifel­ter Wettlauf mit der Zeit, um die weltweit einzigarti­ge Tier- und Pflanzenwe­lt zu retten . . .

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 ??  ?? Erschütter­nde Momentaufn­ahmen der schwarzen Apokalypse. Die Ölkatastro­phe wird noch sehr lange nachwirken.
Erschütter­nde Momentaufn­ahmen der schwarzen Apokalypse. Die Ölkatastro­phe wird noch sehr lange nachwirken.

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