„Das Virus kommt mit dem Auto“
Jeder dritte Coronakranke ist laut Regierung Urlaubsrückkehrer Kurz will
Die Zahl der Corona-Infektionen stieg zuletzt wieder rasant – und jeder dritte Fall betrifft laut Türkis-Grün Rückkehrer aus dem Urlaub. Deshalb fordert Kanzler Sebastian Kurz seine eigene Regierung und die Bundesländer auf, an den Grenzen strenge Gesundheitskontrollen durchzuführen. Die Opposition übt scharfe Kritik.
Weltweit wurde zuletzt ein Rekordwert bei CoronaInfektionen verzeichnet – und auch hierzulande ist der Trend beunruhigend. Das liegt auch an der Urlaubssaison: Denn von den jüngst rund 300 Neuinfektionen pro Tag sei rund ein Drittel auf Auslandsurlauber zurückzuführen, so die Regierung – ein Großteil davon komme aus Kroatien, weshalb für jene, die aus dem Balkanland kommen, nun schärfere Bestimmungen gelten (wie die Lage an der Grenze ist und was Sie beachten müssen, lesen Sie auf den Seiten 10/11).
Deshalb rückte der Kanzler am Sonntag mit einem Appell aus: „Das Virus“, sagte Sebastian Kurz, „kommt mit dem Auto nach Österreich“. Er habe „eine große Bitte an die Bevölkerung: Seien Sie vorsichtig. Die Zahlen steigen wieder, die Corona-Pandemie ist noch nicht überstanden – und wir müssen alles tun, um die Gesundheit in Österreich zu schützen und einen zweiten Lockdown zu verhindern“, so Kurz. Zumal der Sommer in puncto Corona bisher gut verlaufen sei.
Pikant: Der Kanzler adressierte bei seinem Auftritt nicht nur die Bevölkerung, sondern auch seine eigene Regierung. So wünsche er sich eine massive Steigerung der Gesundheitskontrollen an den Grenzen – die ja auch im Zuständigkeitsbereich seiner Koalition, und zwar beim grünen Gesundheitsressort, liegen. Sollten die Kapazitäten dort nicht ausreichen, brachte der Kanzler
Beim Grenzmanagement fehlen ein einheitliches System und ein Plan. Wie kommen Reiserückkehrer dazu,diese Planlosigkeit auszubaden?
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner
eine Ausweitung des Assistenzeinsatzes an der Grenze ins Spiel: „Das Bundesheer steht zur Verfügung.“Die Verteidigungsministerin signalisierte bereits ihr Einverständnis für die Ausweitung des Einsatzes. Aus der Opposition kommt Kritik: Die Neos etwa mokieren sich über den Umstand, dass Kurz die eigene Regierung zum Handeln auffordert. SPÖ-Chefin Pamela RendiWagner indes vermisst Klarheit: So gebe es etwa an den Grenzen keine einheitliche Vorgehensweise, die Verantwortung werde an die Länder abgeschoben. „Wie kommen Reiserückkehrer dazu, diese Planlosigkeit auszubaden?“
Die Entwicklung ist besorgniserregend. Die Zahlen steigen wieder, die Corona-Pandemie ist noch nicht überstanden.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)