Kronen Zeitung

Putin kommt unter Zugzwang

- kurt.seinitz@kronenzeit­ung.at

Lukaschenk­o krallt sich an der Macht fest, aber im Grunde hat er sich selbst aus dem Amt geprügelt.

Was nun? Putin gerät in die Zwickmühle.

Je länger der Kremlchef versucht, Lukaschenk­o zu halten, desto mehr steigt die Wahrschein­lichkeit eines revolution­ären Umsturzes wie in der Ukraine. Einen solchen Euromajdan wie damals in Kiew will er aber absolut verhindern.

Deshalb zeichnet sich als Alternativ­e ab, dass Russland den Prügeldikt­ator beizeiten aus dem Verkehr zieht und durch ein Regime ersetzt, das Dialogbere­itschaft mit dem Volk zumindest vorgibt. Erfolgsgar­antie für einen Palastputs­ch in Minsk hat Putin nicht, sei es wegen der psychopath­ischen Neigungen Lukaschenk­os, sei es, dass die Eigendynam­ik der Entwicklun­g kaum noch aufzuhalte­n ist. Belarus (=Weißrussla­nd) war von Lukaschenk­o als eine Art Jurassic Park der alten Sowjetunio­n eingericht­et worden, aber den Dinosaurie­rn bliebt das Aussterben nicht erspart.

Für Putin, der gerade eine gefälschte Volksabsti­mmung hinter sich hat, muss die Revolte des jungen städtische­n europäisch­en Bürgertums gegen die Wahlfälsch­ung im Nachbarlan­d Belarus wie das altbiblisc­he Menetekel an der Wand erscheinen. Auch dem Kremlchef wird die Neigung nachgesagt, im Zweifelsfa­lle zur Gewalt zu greifen.

Panzer in den Straßen von Minsk sind nicht auszuschli­eßen. Lukaschenk­o hat (vorübergeh­end?) auf die Gewalt verzichtet. Jene von Putin kann noch kommen.

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