Putin kommt unter Zugzwang
Lukaschenko krallt sich an der Macht fest, aber im Grunde hat er sich selbst aus dem Amt geprügelt.
Was nun? Putin gerät in die Zwickmühle.
Je länger der Kremlchef versucht, Lukaschenko zu halten, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit eines revolutionären Umsturzes wie in der Ukraine. Einen solchen Euromajdan wie damals in Kiew will er aber absolut verhindern.
Deshalb zeichnet sich als Alternative ab, dass Russland den Prügeldiktator beizeiten aus dem Verkehr zieht und durch ein Regime ersetzt, das Dialogbereitschaft mit dem Volk zumindest vorgibt. Erfolgsgarantie für einen Palastputsch in Minsk hat Putin nicht, sei es wegen der psychopathischen Neigungen Lukaschenkos, sei es, dass die Eigendynamik der Entwicklung kaum noch aufzuhalten ist. Belarus (=Weißrussland) war von Lukaschenko als eine Art Jurassic Park der alten Sowjetunion eingerichtet worden, aber den Dinosauriern bliebt das Aussterben nicht erspart.
Für Putin, der gerade eine gefälschte Volksabstimmung hinter sich hat, muss die Revolte des jungen städtischen europäischen Bürgertums gegen die Wahlfälschung im Nachbarland Belarus wie das altbiblische Menetekel an der Wand erscheinen. Auch dem Kremlchef wird die Neigung nachgesagt, im Zweifelsfalle zur Gewalt zu greifen.
Panzer in den Straßen von Minsk sind nicht auszuschließen. Lukaschenko hat (vorübergehend?) auf die Gewalt verzichtet. Jene von Putin kann noch kommen.