Ja, mir san mim Radl do
Weil Sie es möglicherweise nicht wissen: Aber ich bin weder links noch rechts, ich bin in der Mitte, in meiner Mitte, und dort möchte ich auch bleiben, ohne von einem aggressiven Radfahrer nach links oder rechts gedrängt zu werden, oder gar schwer verletzt, wie es immer wieder mal passiert. Angesichts dramatischer Vorfälle mit Radlern wird jetzt ein verpflichtender kostenloser Radkurs gefordert. Aber so viel ich weiß, machen Grundschulkinder in der 4. Klasse eine Fahrradprüfung, und dazu gehört auch theoretische Verkehrserziehung im Vorfeld.
Da frag ich mich jetzt schon, woher kommen dann die radelnden Rowdys? Oder hat man da gerade in der Schule gefehlt?
Aber ganz ehrlich: Würde so ein Kurs im Nachhinein aus einem aggressiven Radfahrer noch einen Gentleman auf Rad machen? Ich glaube nicht.
Wichtiger scheint mir doch die Haftpflichtversicherung für Radfahrer, oder? Jeder Verkehrsteilnehmer auf Rädern, außer eben die Radler, muss versichert sein, hat einen Führerschein, ein Nummernschild und kann sich nicht einfach unerkannt aus dem Staub machen, wenn er etwas ausgefressen hat. Und man weiß ja, dass Anonymität stark macht, so wie man sich im Faschingskostüm unerkannt allerhand erlauben kann.
Ja, eh, Nummernschild auf Rad geht gar nicht. Aber wie wär’s mit einem coolen „Überzieher“, wie die Warnweste fürs Auto, auf der eine Nummer des Radlers steht? Hätte den Vorteil, dass man erfahren könnte, wer gerade von hinten kommend, einen im Affenzahn zur Seite gedrückt hat.
Ja, vielleicht auch nicht die Weltidee, aber ich bin sicher, es gibt ganz großartige Verkehrsexperten, die viel bessere Ideen haben als ich.
Abschließend sei gesagt: Es gibt sehr viele freundliche und rücksichtsvolle Radler, denen ich durchaus gern begegne, ihnen auch mit dem Auto oder als Fußgängerin genügend Platz mache. Aber das sind halt die angenehmen, die nicht auffallen. Wie immer und überall und in allen Bereichen des Lebens in einer Gemeinschaft.
Chris Lohner, Wien