Mit 60 wollte ichnoch einmal neu starten!
Durch die populäre Polizisten-Reihe „Hubert und Staller“ist er bei uns bekannt geworden: Graf von Lüttichau („Reiterhof Wildenstein“, Mi., ORF, 20.15), der mit Vera Russwurm über den Grund seines Ausstiegs aus der Erfolgs-Reihe spricht
Helmfried von Lüttichau – so Ihr Name, auch als Schauspieler – wie redet man Sie richtig an?
(lacht) Ja, eigentlich als Herr von Lüttichau; aber Graf Lüttichau kann man auch sagen, weil ich ja eigentlich Helmfried Graf von Lüttichau heiße. In Deutschland gibt’s ja bekanntlich den Adelstitel noch; der in Wirklichkeit nur Bestandteil des Namens, aber kein Titel ist. Im Übrigen hat er mir in meinem Leben bisher noch nicht viel geholfen – außer bei einer Maklerin, die das ganz toll fand und ich daraufhin tatsächlich meine WunschWohnung bekommen hab. Ansonsten wurde ich wegen dem „Graf“sogar ziemlich oft verar..., hab mich sogar oft geniert dafür, sodass ich immer schon versucht hab, mich gegen diesen Namen und gegen dieses Adelige zu wehren. Irgendwie hatte ich das Gefühl, es macht mich unfrei.
Haben Sie deshalb in der bayrischen Polizisten-Komödie „Hubert und Staller“– die Sie ja selbst mitentwickelt haben – als Johannes Staller so einen besonders strubbeligen Typen gespielt?
Ja, genau, so bin ich auch privat: alles andere als „gestriegelt“.
Apropos: Am Mittwoch sind Sie erstmals in der neuen Reihe „Reiterhof Wildenstein“zu sehen, in der Sie den Tierarzt und Ex-Geliebten der Mutter spielen. Keine kleine Rolle, aber auch kein Hauptcast. DAFÜR sind Sie ja wohl kaum bei der bayrischen Polizisten-Komödie „Hubert und Staller“ausgestiegen!?
Nein, natürlich nicht. Ich hab mir den Ausstieg nach sieben sehr erfolgreichen Jahren intensiv überlegt, da der Erfolg mir auf einmal ein ganz neues Leben beschert hat. Dieses plötzliche Bekanntsein verändert das Leben schon. Aber diese Aufmerksamkeit, die man bekommt, die hätt ich mir auch schon früher gewünscht . . . (lacht)!
Gerade dann find ich‘s besonders mutig, all das wieder loszulassen!
Es hat mich schon schlaflose Nächte gekostet, und es war danach auch nicht ganz leicht. Aber ich war genau sechzig und hab mir gedacht:
Ich hab immer versucht, mich gegen diesen Namen, den ,Graf‘ und das Adelige zu wehren; irgendwie hatte ich das Gefühl, es macht mich unfrei.
Entweder mach ich „Hubert und Staller“jetzt bis zum Ende weiter, aber wenn ich noch was anderes machen will, dann jetzt! Ich möcht einfach schauen, was noch kommt.
Und: Was ist gekommen?
Zunächst war einfach mal alles wieder offen. Und wenn man mit sechzig diesen Satz sagen darf, dann ist das schon auch ein bisschen Rock ’n’ Roll – den ich ja immer sehr geliebt hab! Ich hab früher auch in Bands gespielt, und jetzt fang ich wieder damit an. Bin grad dabei, mein erstes Solo-Progamm über das verpfuschte Leben eines Leider-nein-Rockmusikers zu schreiben (lacht). Tatsache ist, dass die Musik jetzt wieder mehr in mein Leben kam, neue Gedichte ebenso und eben – zunächst zögerlich – neue Rollen. Zudem war nach den 116 „Hubert und Staller“-Folgen enormer Druck aus meinem Leben draußen. Auch das zählt sehr für mich.
Kürzlich hab ich an dieser Stelle mit Ihrem Ex-Partner Christian Tramitz (alias „Franz Hubert“) gesprochen, der ja jetzt als „Hubert OHNE Staller“weitermacht, und er hat seine Hoffnung durchblicken lassen, dass Sie ja vielleicht eines Tages doch wieder einsteigen . . .
. . . Nein, das wird sicher nicht passieren, Vera! Wenn ich durch eine Türe geh, dann geh ich durch ebendiese nicht mehr zurück!