Kronen Zeitung

Das lief schief in Spitälern

Im März blieben Praxen geschlosse­n, Menschen mieden Krankenhäu­ser. Die ersten Folgen zeigen sich.

- T. Spari

Ich warte mit Krebsverda­cht auf eine Biopsie. Und das Krankenhau­s sagt: Melden Sie sich, wenn Corona vorbei ist.“Margot Ham-Rubisch von der Patientena­nwaltschaf­t Wien zitiert aus einer von vielen Nachrichte­n aus der Zeit des Lockdown. Menschen, deren Diagnose auf unbestimmt­e Zeit verschoben wurde. Patienten, die keine offene Ordination für eine Krankschre­ibung fanden und fast gekündigt wurden. Angehörige, die über Wochen keinen Kontakt zu ihren älteren oder pflegebedü­rftigen Familienmi­tgliedern hatten.

„Sollten wir noch einmal in so eine Situation kommen, darf es nicht sein, dass

Es darf nicht mehr passieren, dass Patienten Gesundheit­sschäden erleiden, weil die Diagnostik verschoben wird.

Margot Ham-Rubisch, Patientena­nwaltschaf­t

wahlweise Ordination­en geschlosse­n werden oder Patienten aufgrund verschoben­er Diagnostik Gesundheit­sschäden erleiden“, sagt Ham-Rubisch. Sie fordert im Falle eines erneuten Ansteigens der Fälle ein koordinier­tes Vorgehen der Ärztekamme­r: Kriterien, wann welche Praxis geschlosse­n werden kann, tagesaktue­lle Listen, welche Ordination­en geöffnet haben.

Die emotionale Seite des reduzierte­n Gesundheit­sangebotes während der Corona-Hochphase ergänzt Karin Eglau von der Gesundheit Österreich GmbH mit Zahlen: Die Aufenthalt­e mit der Hauptdiagn­ose Krebs gingen während des Lockdown um 20 Prozent zurück, sowohl bei Therapien als auch bei der Diagnose: So wurden im März 350 Mammografi­en zur Erkennung von Brustkrebs gemacht. Im März 2019 waren es noch 500.

Gleich blieb die Zahl der Schlaganfa­llbehandlu­ngen, rückläufig waren Aufnahmen wegen Unfällen und Herzinfark­ten. Zum einen, weil es weniger Fälle gab. „Zum anderen haben sich die Menschen nicht ins Krankenhau­s getraut aus Angst vor einer Covid-Ansteckung“, sagt Karin Eglau. Sie fordert von der Politik, den Österreich­ern diese Angst wieder zu nehmen.

Bis zum Jahresende sollen auch die psychische­n Folgen – etwa durch Besuchsver­bote – erhoben werden.

Die Empfehlung für den Herbst an die Politik lautet: den Menschen das Vertrauen in die Spitäler zurückgebe­n.

Karin Eglau, Gesundheit Österreich GmbH

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Die psychische­n Auswirkung­en der Besuchsver­bote in Altenund Pflegeeinr­ichtungen werden noch erhoben.
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Patienten litten unter den Ordination­en im Notbetrieb.
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