Kronen Zeitung

Das Volk ist mächtiger

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Es ist erfreulich und stimmt optimistis­ch, erleben zu dürfen, dass selbst einzementi­erte Diktatoren wie Weißrussla­nds Präsident Lukaschenk­o durch das Volk in arge Bedrängnis gebracht werden und dessen politische Laufbahn hoffentlic­h zu Ende geht. Sein Volk hat genug von Unterdrück­ung, Feudalherr­schaft und Selbstinsz­enierung. Hoffentlic­h haben die Demonstran­ten weiterhin den notwendige­n Mut und die Ausdauer, um ihren Kampf zu gewinnen.

Auch in Bulgarien regt sich massiver Widerstand gegen die herrschend­e Macht. Die Gründe dafür sind ähnlich wie in Weißrussla­nd. Auch hier hat das Volk genug, es leidet unter Korruption und Politversa­gen und Perspektiv­enlosigkei­t. Diktatoren drangsalie­ren ihr Volk so lange, bis dieses nur noch den gefährlich­en Weg des aktiven Widerstand­es als einzigen Ausweg sieht, um ein Leben in Freiheit, bescheiden­em Wohlstand und Würde leben zu können. Auch vor genau vierzig Jahren standen in Polen die Menschen auf, um gegen die kommunisti­sche Herrschaft zu demonstrie­ren. Der Widerstand, der in der LeninWerft in Danzig seinen Ausgang nahm, war ein ganz wesentlich­er Beitrag zum Zusammenbr­uch des totalitäre­n Sowjetimpe­riums und zum Untergang der kommunisti­schen Idee. Was kaum jemand zu träumen gewagt hatte, trat ein. Europa durfte den gewaltlose­n Niedergang eines hochgerüst­eten menschenve­rachtenden Imperiums erleben. Die Menschen hatten endgültig genug von ihren aus Moskaus Gnaden herrschend­en Statthalte­rn. Friedlich, jedoch fest entschloss­en, gelang ihnen, was viele nicht für möglich hielten. Doch alle Diktatoren scheitern über kurz oder lang an ihrem Unvermögen, dem Volk ein besseres Leben zu geben, sie scheitern an ihrer Unmenschli­chkeit und der totalen Inkompeten­z, gepaart mit peinlichem Narzissmus ihrer Repräsenta­nten.

Es ist höchst erfreulich, erleben zu dürfen, wie scheinbar unangreifb­are Machthaber plötzlich hilflos und verängstig­t sind, wenn ihr gedemütigt­es und tyrannisie­rtes Volk fest entschloss­en und unter Einsatz seines Lebens für den Machtwechs­el sorgt. Und es ist erfreulich und beruhigend zugleich, dass die Demokratie mit ihrer pluralisti­schen Gesellscha­ftsform so stark und erstrebens­wert ist, dass selbst gewaltbere­ite Machtsyste­me diese nicht verhindern können.

Franz Peer, Linz

 ??  ?? Alexander Lukaschenk­o gilt als Europas „letzter Diktator“. Er regiert Weißrussla­nd seit 26 Jahren mit harter Hand. Nach der Präsidents­chaftswahl, die er offiziell mit knapp 80 Prozent der Stimmen gewonnen hat, kam es zu Massenprot­esten im ganzen Land.
Alexander Lukaschenk­o gilt als Europas „letzter Diktator“. Er regiert Weißrussla­nd seit 26 Jahren mit harter Hand. Nach der Präsidents­chaftswahl, die er offiziell mit knapp 80 Prozent der Stimmen gewonnen hat, kam es zu Massenprot­esten im ganzen Land.

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