Giftanschlag auf Putin-Kritiker
Nach einem Tee vor dem Abflug aus Sibirien nach Moskau:
OMSK/MOSKAU. In der Abflughalle der sibirischen Stadt Tomsk hatte er noch rasch einen Tee getrunken. Dann fiel er auf dem Flug nach Moskau unter heftigen Bauchschmerzen in Ohnmacht. Der Flug wurde in Omsk unterbrochen und Alexej Nawalnij (44) schon im Koma in ein Krankenhaus eingeliefert.
Frau und Kinder in Moskau bangen um das Leben der Galionsfigur der zersplitterten russischen Opposition. Alexej Nawalnij hatte schon mehrere Giftanschläge überlebt.
Der Jurist und Blogger hat sich als Korruptionsenthüller der Kreml-Elite viele Feinde gemacht. Putins Wahlbewegung bezeichnete er als „Partei der Gauner und Diebe“. Das Staatsfernsehen schmäht ihn als einen „Rattenfänger“.
Nach der Ermordung des viel geachteten Oppositionsführers Boris Nemzow 2015 fiel Nawalnij diese Rolle zu. Wiederholt organisierte er Massenproteste, die von den Sicherheitskräften sofort aufgelöst wurden. Nawalnij bekam dafür regelmäßig Haftstrafen, die auch seine
Präsidentschaftskandidatur 2018 verhinderten. Bei der Bürgermeisterwahl 2013 in Moskau errang er mit 30 Prozent einen Achtungserfolg.
„Man sollte ihn neutralisieren“
Nawalnij kam gestern aus Sibirien, wo in der Stadt Chabarowsk seit Wochen Massendemonstrationen gegen Willkür aus Moskau stattfinden. „Offensichtlich haben die Behörden Angst, dass die Situation gefährlich werden könnte und man Alexej neutralisieren müsse“, erklärte sein Sprecher.