Kronen Zeitung

Russischer Tee hat’s in sich

- Kurt.seinitz@kronenzeit­ung.at

Sind Sie ein Putin-Kritiker? Dann seien Sie bitte vorsichtig beim Teetrinken. Alexej Nawalnij und Alexander Litwinenko (Poloniumve­rgiftung!) war er nicht bekommen.

Meiden Sie Begegnunge­n im Park. Sergej Skripal machte fatale Bekanntsch­aft mit dem Nervengift Nowitschok.

Meiden Sie dunkle Straßen. Anna Politkowsk­aja (als „Geburtstag­sgeschenk“an Putin!) sowie Boris Nemzow (direkt vor dem Kreml!) haben sie nicht überlebt.

Während die Welt mit Entsetzen auf die Prügelorgi­en des Folterdikt­ators blickt, zeigt der jüngste Vorfall in Russland, dass beide Regime das gleiche Ziel haben: die Opposition mundtot zu machen.

Der Unterschie­d: Das Kremlsyste­m zielt auf die Führungsfi­guren und mit möglichst wenigen Begleitger­äuschen.

Wenn es gelingt, Alexej Nawalnij auszuschal­ten, ist die russische Opposition im wahrsten Sinne des Wortes kopflos gemacht. Das sollte jenen ins Stammbuch geschriebe­n werden, die auf Putin als „Eisbrecher“als Lösung in Belarus setzen.

Auch Putins Reich ist seit dem Verfassung­sreferendu­m nicht mehr der propagiert­e Hort der Stabilität. In der sibirische­n Stadt Chabarowsk kommt es Woche für Woche zu Massendemo­nstratione­n Zehntausen­der gegen Willkür aus Moskau (8 Flugstunde­n entfernt).

Putin ist klüger. Er übertreibt nicht. Er zieht allerdings schon an so vielen Fäden, dass er sich demnächst darin verheddern könnte.

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