Kronen Zeitung

Almlust – Almfrust

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Mein Mann und ich sind begeistert­e Wanderer. Heuer haben wir schon 40 Bergtouren bestritten, für uns ist es ein wunderschö­ner Ausgleich zum stressigen Berufsallt­ag – auch schon vor Corona.

Die Problemati­k auf unseren Almen geht auch an uns nicht vorbei. Wir beobachten immer wieder Almbesuche­r, die die Weidetiere anscheinen­d als Streichelz­oo ansehen. Im Moment grasen die Muttertier­e mit ihren Kälbern – wie wir alle wissen – friedlich! auf den Weiden. Wenn man, wie wir, diese Tiere in Frieden lässt und sie nicht bedrängt, gibt es keine Probleme. Sie beachten uns gar nicht. Auch wir finden die kleinen Kälbchen süß, aber wir kommen nicht auf die Idee, ihnen zu nahe zu kommen. Wir gehen in großem Bogen um sie herum. Ich als Mutter würde auch nicht wollen, dass sämtliche Leute auf der Straße in den Kinderwage­n greifen und mein Kind betatschen. Das würde auch zu Problemen führen.

Hunde werden von Kühen als Bedrohung angesehen, das ist der Instinkt. Wenn man mit Hund wandern will, kann man sich auch Wege ohne Kuhhaltung aussuchen. Ansonsten lieber den vierbeinig­en Liebling daheim lassen.

Leider gibt es immer wieder so schlaue Erwachsene, die die Warnschild­er nicht beachten, Kälber als Reittiere für ihren Nachwuchs ansehen, bei diversen Erschrecks­pielen mitmachen und mit Hunden direkt durch eine Kuhherde durchlaufe­n müssen. Es tut mir leid, aber anscheinen­d wird hier der Verstand ausgelager­t. Und dann wundert man sich, dass es zu Kuhattacke­n kommt.

Wir haben noch keine „Killerkühe“gesehen. Wir respektier­en die Almen und die Tiere. Hier sind sie die Bewohner, wir nur die Gäste. Warum verhalten wir uns dann nicht so?

Beatrix Anawender, Arnoldstei­n

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