Eine kleine große Geschichte
Der amerikanische Schriftsteller Ben Lerner hat einen Roman über sich geschrieben – und blickt dabei tief in die Seele der heutigen USA
In der Highschool bestand das Problem für ihn darin, dass das Debattieren einen zum Nerd und die Lyrik einen zur Pussy machte.“Das ist das Dilemma, in dem sich Adam Green befindet. Als Debattier-Champion und Lyriker inmitten von Kansas zum Mann heranzuwachsen, ist nicht leicht. In der Highin school dominiert ein hartes Männerbild, zu Hause wächst Adam als Sohn zweier Psychotherapeuten auf, die in der berühmten „Topeka Foundation“arbeiten. Die Mutter ist mit einem feministischen Buch zum Star geworden – und wird dafür von Männern verfolgt, die ihr anonym mit Mord und Vergewaltigung drohen.
Ben Lerners Erzählung über das Heranwachsen eines weißen Amerikaners aus dem Mittleren Westen aus der eigenen, aber auch aus der Sicht der Eltern, ist stark mit seiner eigenen Biografie verbunden. Doch „Die Topeka Schule“ist mehr als eine Autofiktion. Als Adam Green, der mittlerweile in Brooklyn mit Frau und zwei Kindern lebt, nach 20 Jahren
seine Heimatstadt zurückkehrt, trifft er auf einen Mitschüler, der eine TrumpKappe trägt. Und die Frage, wie die dorthin gekommen ist, wie sich die Gesellschaft gewandelt hat, zieht sich durch diese kleine Familiengeschichte, die dadurch zu einer großen wird.