Kronen Zeitung

Whistleblo­wer

- Conny.bischofber­ger@kronenzeit­ung.at

Es muss sich wie ein später Triumph anfühlen für den Whistleblo­wer von Mattersbur­g. Wobei es natürlich auch eine Frau gewesen sein kann, die schon vor fünf Jahren die kriminelle­n Machenscha­ften bei der Commerzial­bank Burgenland anonym angezeigt hat. Die Angaben seien zu wenig detaillier­t gewesen, rechtferti­gen sich Finanzmark­taufsicht und Korruption­sstaatsanw­altschaft jetzt.

Für den Aufdecker waren die letzten fünf Jahre wohl die Hölle. Er hat Stelle, Karriere und Ruf riskiert, und dann verlief alles im Sand. Dabei waren die Hinweise sogar sehr detaillier­t. Die Kundenname­n der gefälschte­n Konten seien in Versalien geschriebe­n, die IBAN beginne immer mit 58, eine Art geheimer Zahlencode. Da hätte man doch die betroffene­n Konten leicht überprüfen können.

Stattdesse­n wurden Missstände von erhebliche­r Tragweite einfach nicht verfolgt. Der Herr Bankdirekt­or, für den die Unschuldsv­ermutung gilt, konnte weiterhin Geld über einen Provinz-Fußballklu­b regnen lassen, fingierte Millionenk­redite vergeben und sein Bilanzfäls­chungskons­trukt mit viel kriminelle­r Energie weiterführ­en. Nationalba­nk-Gouverneur Holzmann zitiert im „Krone“Wirtschaft­smagazin dazu etwas fatalistis­ch die EAV: „Das Böse ist immer und überall.“

Welches Motiv der oder die Whistleblo­wer/in („to blow the whistle“– „jemanden verpfeifen“) wohl hatte, gegen „das Böse“vorzugehen? Rache, Neid, Gerechtigk­eitssinn? Er – oder sie – hat jedenfalls als Einzige/r das Richtige getan.

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