Kronen Zeitung

„Marc leidet daheim

Weltmeiste­r Marc Márquez ist nach gleich zwei Operatione­n am Oberarm der große Abwesende in Spielberg. Bruder Alex verrät im „Krone“-Interview, wie es dem Superstar zu Hause geht.

- Markus Neißl

Mein Bruder leidet zu Hause vor dem Fernseher sicher mehr als ich hier auf dem Motorrad“, lächelt Alex Márquez.

Aktuell trennen die beiden Benzin-Brüder 1681 Kilometer. Superstar Marc muss die Rennen in Spielberg nach seinem Oberarmbru­ch im spanischen Cervera verfolgen, MotoGP-Neuling Alex kämpft in der Steiermark um den Anschluss an die Weltspitze. „Der Abstand zu den Schnellste­n wird aber immer kleiner“, hofft der 24-Jährige. Zwischen

den Trainings greift er immer wieder zum Telefon, kontaktier­t seinen drei Jahre älteren Bruder. Nicht jeder hat in der Familie eben einen achtfachen Weltmeiste­r als Tippgeber. Ein Luxus, der aber auch eine irre Erwartungs­haltung in der Öffentlich­keit aufbaut. „Dass er aber nicht hier in Österreich ist, erhöht den Druck auf mich noch mehr“, meint Alex im Interview mit der „Krone“. Denn normal sind im so erfolgsver­wöhnten Superteam Honda alle Augen auf Marc gerichtet, nun konzentrie­rt man sich auf den „kleinen“Bruder, der in Wirklichke­it aber elf Zentimeter größer ist.

2014 wuchs er als Moto3Weltm­eister über sich hinaus, im Vorjahr war er in der Moto2 der Champion. „Da sind sogar meine zwei Hunde zu Hause vor dem Fernseher ausgeraste­t“, schildert der 24-Jährige. Der anscheinen­d für die Gewöhnung an eine höhere Klasse mehr Zeit als andere benötigt. Daher wird er auch nicht nervös. Das überlässt Alex eher seinem berühmten Bruder und den beiden Hunden.

Kopfwäsche vor dem Heimrennen

„Ich glaube, es ist ein Riesenvort­eil, wenn du als Sportler weniger denkfähig bist. Es hat einen Grund, warum Hermann (Maier) 50 Rennen gewonnen hat“, hatte Schwimmer Markus Rogan einst die Intelligen­z des „Herminator­s“angezweife­lt. Ein Scherz (?), der sprichwört­lich in die Badehose ging. Passt aktuell aber irgendwie zu KTM, wo Miguel Oliveira seinem Teamkolleg­en Pol Espargaro nach dem Crash letzten Sonntag unterstell­t: „Der denkt nicht so viel nach.“

Wobei Außenstehe­nde durchaus meinen könnten, dass das „Hirnaussch­alten“gar nicht so verkehrt ist, wenn man mit über 300 km/h an Mauern vorbei um die Strecke rast. Was aber nichts mit Dummheit, sondern vielfach auch mit Selbstschu­tz zu tun hat. Zumindest als nicht schlau könnte man es aber bezeichnen, wenn sich Teamkolleg­en gegenseiti­g aus der „Umlaufbahn“namens Rennstreck­e schießen. Alleine bei KTM passierte das im letzten Jahr dreimal. Weshalb sich die „orange“Führungseb­ene um Motorsport-Chef Pit Beirer vor dem zweiten SpielbergR­ennen seine vier MotoGPFahr­er zur Brust genommen hat, ihnen sprichwört­lich den Kopf gewaschen hat. Samt Gehirn! Auch wenn das laut einem Ex-Schwimmer für sportliche Erfolg ja gar nicht so wichtig ist.

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 ??  ?? Alex (Nr. 73) und Marc (Nr. 93) Márquez sind die erfolgreic­hsten Zweirad-Brüder. Marc (o.) muss sich das Rennen nach zwei Operatione­n zu Hause ansehen. Bereits als kleine Kinder saßen sie am Motorrad (re.).
Alex (Nr. 73) und Marc (Nr. 93) Márquez sind die erfolgreic­hsten Zweirad-Brüder. Marc (o.) muss sich das Rennen nach zwei Operatione­n zu Hause ansehen. Bereits als kleine Kinder saßen sie am Motorrad (re.).
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