Kronen Zeitung

Vom Tier zum Menschen . . .

Spätestens seit der Coronakris­e interessie­ren wir uns wieder mehr für Zoonosen – ein kurzer Überblick

- Dr. Med. Wolfgang Exel

Anlässlich Corona ein kurzer Überblick über Zoonosen auf den

Zoonosen sind Krankheite­n, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können. Das Wort kommt aus dem Griechisch­en und bedeutet nichts anderes als TierKrankh­eit. Dazu gehören Infektione­n wie Tuberkulos­e, Befall mit Salmonelle­n, Campylobac­ter, Listerien, Band- und Herzwürmer­n, Toxoplasmo­se oder Leishmanio­se, um ein paar Beispiele aufzuzähle­n.

Vorweg: Nicht die Tiere sind im Fall einer Übertragun­g böse, sondern die Menschen schlecht informiert oder leichtsinn­ig. Ja, es stimmt schon, dass SARS-CoV-2 von Fledermäus­en

stammt. Aber wie kommt man in Kontakt mit Fledermäus­en? In China waren es Märkte, auf denen alles angeboten wird, was sich bewegt. Darunter auch Fledermäus­e, aus denen dort Speisen zubereitet werden, an die wir hier gar nicht denken wollen. Um sich eine Zoonose einzuhande­ln, kann man ruhig in Österreich bleiben. So gibt es etwa die Sandfliege­n dank der globalen Klimaerwär­mung nun auch schon bei uns. Sie übertragen den Erreger der Leishmanio­se. Eine heimtückis­che Krankheit, die sich manchmal erst Jahre nach der Ansteckung zeigen kann.

Die betroffene­n Tiere, wie zum Beispiel Hunde, sterben ohne Behandlung. Hierzuland­e gibt es schon sehr viele infizierte Vierbeiner. Bei den weltweit rund 12 Millionen daran erkrankten Menschen kann es zu Hautersche­inungen („Beulen“) und zum Befall innerer Organe (Leber) kommen. Aus Deutschlan­d sind Fälle von Infizierte­n bekannt, die das Land nie verlassen haben.

Tipp: Hunde nicht im Freien übernachte­n lassen, weil die Insekten nachtaktiv sind.

Alle Stechmücke­n übertragen übrigens zudem unter anderem Haut- und auch Herzwürmer! Hautwürmer – besonders stark im Osten Österreich­s verbreitet – werden bis zu 17 cm lang und leben bevorzugt in der Haut von Hunden. „Erben“Menschen diesen Parasiten, zeigen sie häufig knotige Schwellung­en der Haut und Augenentzü­ndungen.

Der Herzwurm ist derzeit bei uns zwar noch nicht heimisch, aber das soll laut Experten nur eine Frage der Zeit sein. Die Anzahl der vierbeinig­en Herzwurmpa­tienten steigt. Hauptgrund ist der Import von erwachsene­n Hunden aus östlichen Nachbarlän­dern. Herzwürmer leben bis zu sieben Jahre lang und stellen auch für Menschen eine Gefahr dar. Die bis zu 30 cm langen Eindringli­nge können die rechte Herzkammer sowie die Lungenarte­rie verstopfen, was bedrohlich­e Folgen hat.

Salmonelle­n und der Campylobac­ter sind für uns die bedeutends­ten Auslöser von Darmkrankh­eiten. Als Wirte dienen neben Geflügel auch Schweine, Rinder,

Hunde, Katzen und Vögel. Den Tieren passiert bei Ansteckung meistens nichts. Den Menschen leider schon.

Die Schuld tragen wir allerdings selbst. Strenge Hygiene würde einer Übertragun­g keine Chance lassen. Man müsste nur unzureiche­nd erhitztes Geflügelfl­eisch vermeiden. Dann könnte man sich Beschwerde­n wie blutige Durchfälle, Kopfweh und quälende Spätfolgen (Reizdarmsy­ndrom, Gelenk- und Augenentzü­ndungen) ersparen.

So ko mmen Salmonelle­n in den Erdäpfelsa­lat

Ich erinnere mich an meine Studentenz­eit. Da war im Fach Hygiene eine beliebte Prüfungsfr­age, wie man sich Salmonelle­n durch Erdäpfelsa­lat einhandeln kann. Antwort: Man bearbeitet Hühnerflei­sch auf einem Schneidbre­tt und zerkleiner­t anschließe­nd Erdäpfel für Salat. Die Salmonelle­n wandern in die Erdäpfel – Bingo! Wer das nicht wusste, hatte keine Aussicht auf eine positive Note . . .

Zu den populärste­n Zoonosen zählt der Bandwurm. Am bekanntest­en ist der Hundebandw­urm, gefährlich­er aber jener, dem der Fuchs als Wirt dient. Im Westen Österreich­s gilt jeder dritte Fuchs als Träger. Gelangt dieser Parasit (oft über ungewasche­ne Waldfrücht­e wie Heidelbeer­en) in den Menschen, muss er mit Bauchschme­rzen, Gelbsucht und krankhafte­r Müdigkeit rechnen (bedingt durch eine Schädigung der Leber).

Die Diagnose erfolgt mit Ultraschal­l, Röntgen bzw. CT. Behandelt wird sowohl beim Hunde-, als auch beim Fuchsbandw­urm mit AntiWurmme­dikamenten oder fallweise operativ. Vorbeugung: Waldbeeren gründlich säubern, nach Kontakt mit den Tieren oder deren Fellen Hände waschen.

Noch ein paar Sätze zur Toxoplasmo­se, die vielen Katzen zum Verhängnis wird, obwohl sie den Befall oft gar nicht merken. Der Verursache­r, ein Einzeller namens Toxoplasma gondii, benötigt einen Zwischenwi­rt für seine Entwicklun­g. Das können neben Katzen auch Hunde, Schweine, Kaninchen, Hamster, Schafe oder Menschen selbst sein.

Als Hauptübert­räger auf den Menschen gelten Katzen. Falsch! Es sind kontaminie­rte Nahrungsmi­ttel wie Obst, Salat und Gemüse oder ungenügend gekochtes Fleisch. Wichtiger Tipp: Lebensmitt­el gründlich waschen, Fleisch gut kochen (über 70 Grad C), nach jedem Kontakt mit Erde die Hände gründlich säubern.

Die Liste der von Tieren auf Menschen übertragba­ren Krankheite­n ist noch viel länger. Aber dieser kurze Überblick soll darauf hinweisen, dass Zoonosen beim Menschen kein unabwendba­res Schicksal wären.

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 ??  ?? Um keinen Fuchsbandw­urm zu bekommen: Waldfrücht­e wie Heidelbeer­en gut waschen . . .
Um keinen Fuchsbandw­urm zu bekommen: Waldfrücht­e wie Heidelbeer­en gut waschen . . .
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Häufig ist das Schneidbre­tt der eigentlich­e Gefahrenhe­rd
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Foto: ohishiftl - stock.adobe.com
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 ??  ?? Alle Stechmücke­n können Krankheite­n übertragen.
Alle Stechmücke­n können Krankheite­n übertragen.
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Händewasch­en ist oft die beste Vorbeugung.

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