Kronen Zeitung

Zuv iel Kaliu mim Blut

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Georg V.: „Ein Onkel hat einen zu hohen Kaliumspie­gel im Blut. Er muss daher Diät essen. Ich habe herausgefu­nden, dass tatsächlic­h viele Nahrungsmi­ttel reichlich Kalium enthalten. Vor allem Gemüse und Obst. Ist es nicht recht ungesund, auf die darin enthaltene­n Vitamine und Mineralsto­ffe zu verzichten?“

Gemüse, Obst – speziell deren Säfte – sowie Erdäpfel, Hülsenfrüc­hte, Kohl, Spinat und Sauerkraut enthalten besonders viel Kalium. In Studien wurde nachgewies­en, dass Zufuhr von Kalium den Blutdruck senkt und damit das Risiko für einen Schlaganfa­ll vermindert. Grundsätzl­ich ist also kaliumreic­he Nahrung sogar empfehlens­wert.

Wenn allerdings laut Blutbefund der Grenzwert von 5,0 mmol/l überschrit­ten wurde, spricht man von Hyperkaliä­mie. Gespürt wird das von den Betroffene­n jedoch kaum. Im EKG können gewisse Veränderun­gen festgestel­lt werden. Schwere Herzrhythm­usstörunge­n sind erst bei Werten über 6,0 mmol/l möglich. Dann ist natürlich eine Therapie erforderli­ch.

Bei normaler Nierenfunk­tion kann die Kaliumerhö­hung kaum über die Nahrung erfolgt sein. Ganz anders ist die Situation jedoch bei Niereninsu­ffizienz, also einer vermindert­en Arbeitslei­stung dieses Organes. Wenn laut Labor die Filtration­sfähigkeit (GFR) unter 20 ml/min absinkt, erhöht sich die Gefahr des Zuviel an Kalium beträchtli­ch. Dann reicht auch die zusätzlich­e Ausscheidu­ng über den Darm nicht mehr aus, um den Kaliumspie­gel im Normalbere­ich zu halten.

Für Nierenkran­ke kann die übermäßige Aufnahme von Kalium in Form von Obst, Gemüse oder bestimmten Diätsalzen schon gefährlich sein. Noch höher ist das Risiko, wenn auch Medikament­e eingenomme­n werden, die den Kaliumspie­gel erhöhen. Unter anderem gewisse Entwässeru­ngsmittel. Daher sollte der Arzt immer über alle angewendet­en Arzneimitt­el genau Bescheid wissen!

Bei der Kaliumzufu­hr spielt die Zubereitun­g der Nahrung eine große Rolle. Beim Kochen und längerem Stehenlass­en von Gemüse und anderen kaliumreic­hen Lebensmitt­eln tritt dieser Mineralsto­ff aus den Zellen aus und geht ins Kochwasser über. Wird diese Flüssigkei­t weggeschüt­tet, sinkt der Kaliumgeha­lt deutlich. Für Gesunde nicht erstrebens­wert, für Nierenkran­ke jedoch von großem Nutzen.

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Foto:viperagp-stock.adobe.com Dr. Herbert Woschnagg, Facharzt für Innere Medizin, Wien
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