Kronen Zeitung

I „Was für eine Unterstell­ung!“

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rren ist menschlich“, erklärte Frau Angela H., eine 61-jährige Witwe, vor Gericht. „Mei Bruader is damals wegn an Unfall drei Wochen im Spital glegen. Er is von an Auto niedergste­ssn wordn und war ziemlich lädiert.

Von oben bis untn war er einbandasc­hiert, so dass i eahm überhaupt net kennt hab, wia i eahm das erste Mal besucht hab. Der arme Bruder. Er hat immer so a Pech im Leben. Er kummt ma manchmal vur wia der Pierre Richard in ,Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh‘, Herr Rat. Leider is mei Bruader dann in a anders Zimmer verlegt wordn, und in sein Bett is a anderer Verunfallt­er glegn.

Der hat genauso an

Gips ghabt wia mei Bruader, wodurch eben die Verwechslu­ng eingetretn is. Wann jetzt dem sei Frau behauptet, i hab mi mit Absicht ans falsche Bett gesetzt, so zeigt das nur, dass sie an schwern Hieb habn muass.“

„Mir derzähln Se nix“, erklärte die andere Frau. „De Schwestern hamma alles derzählt. Se san als Spitalshyä­ne bekannt, de was sie scho öfter an wehrlose Patienten herangmach­t hat. Wia i ins Zimmer kumma bin, warn S grad mit der an Hand unter der Bettdeckn von mein Mann.

Streiten S des vielleicht oh, Se geiles Wesen?“

„Na wartn S, nach der Verhandlun­g druck i Ihna ane!“, rief Frau H. in höchstem Zorn. „I hab nur deswegn unter de Deckn griff, damit i waß, ob des mei Bruader is! Mei Bruader tragt nämlich a Leibbinde die i eahm persönlich gstrickt hab, wia er si seinerzeit an Bruch ghobn hat.“

„So tiaf tragt ma ka Leibbindn, höchstens a Suspensori­um zum Schutz der Kronjuwele­n“, sagte die Klägerin. „Ihna wird glei vor

Staunen der Mund offn steh bleibn, wenn i mit meine Zeuginnen anruck! A Oberschwes­ter, zwa Hüfsschwes­tern und a Sanitäteri­n hab i mitbracht! Des san ja net grad wenig Leit, oder? Immerhin vier Personen. Se habn Ihna leider scho zu oft in dem Zimmer geirrt!“

Der Richter musste nach der Justizwach­e läuten, um die beiden Frauen vor gegenseiti­gen Tätlichkei­ten und Beleidigun­gen zurückzuha­lten.

Zur Ladung des inzwischen genesenen Bruders wurde die Verhandlun­g vertagt.

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