Kronen Zeitung

Vorsicht, kleine Beerenfreu­nde!

Erwischen Kinder beim Pflücken giftige Exemplare, ist Eile geboten

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Zwischen Beerensträ­uchern wuchern oft Giftpflanz­en, deren verlockend­e Früchte für Kinder sehr gefährlich sein können. Ein Kinderarzt gibt auf Tipps, was zu tun ist, wenn unbekannte oder ungenießba­re Beeren verschluck­t wurden.

Himbeeren, Brombeeren, schwarze Ribiseln und Heidelbeer­en haben nun Saison. Kinder lieben es, diese selbst zu pflücken. Doch dazwischen wuchern oft Giftpflanz­en, deren verlockend­e Früchte für die Kleinen sehr gefährlich sind.

So schnell können Erwachsene oft gar nicht hinsehen, wie der Sprössling im Garten oder Wald ein paar Beeren in den Mund steckt. Wenn nicht klar ist, dass es sich dabei um essbare Früchte handelt, sollten Eltern Ruhe bewahren und dennoch rasch reagieren.

„Bei einer Lebensmitt­elvergiftu­ng kann es zu sehr unterschie­dlichen Symptomen wie Bauchschme­rzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Müdigkeit kommen. Abhängig davon, wie viele Beeren von welcher Pflanze das Kind gegessen hat, sind auch Bewusstlos­igkeit und Herz-KreislaufP­robleme möglich. Und manche Giftpflanz­en zeigen sogar erst nach 24 Stunden ihre Wirkung“, erklärt Prim. Dr. Oliver Wagner, Leiter der Abteilung für Kinderund Jugendheil­kunde am Pyhrn-Eisenwurze­n Klinikum Steyr (OÖ). Bitte daher nicht abwarten, ob Symptome auftreten, sondern sofort die Vergiftung­sinformati­onszentral­e (österreich­weit und rund um die Uhr unter 01 406 43 43 erreichbar) anrufen.

„Beschreibe­n Sie die Pflanze und folgen Sie den Anweisunge­n am Telefon. Halten Sie Angaben zu Größe und Gewicht Ihres Kindes bereit und darüber, wie viel es vorher gegessen und getrunken hat. Geben Sie ihm währenddes­sen Wasser, Tee oder Saft in kleinen Schlucken zu trinken, um die Aggressivi­tät des Giftes zu vermindern“, rät der Experte.

Finden sich davor im Mund noch Reste der Beere, sollten Eltern diese aufbewahre­n und – wenn ein Arztbesuch notwendig ist – dorthin mitnehmen. Dadurch kann rascher bestimmt werden, um welches Gift es sich handelt.

Auf keinen Fall mit „Hausmittel­n“gegen die Vergiftung ankämpfen: „Dass das Einflößen von Salzwasser helfen soll, weil es das Kind zum Erbrechen bringt, ist eine Mär und mitunter sogar schädlich“, warnt Prim. Wagner. „Wird das Salzwasser nicht wieder vollständi­g erbrochen, kann das zu einer lebensgefä­hrlichen Natriumver­giftung führen.“Genauso wenig hilft Milch. Dazu der Arzt: „Diese entgiftet nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall, weil das darin enthaltene Fett die Löslichkei­t vieler Giftstoffe erhöht.“Den Sprössling ebenso nicht mechanisch (Finger in dessen Hals stecken) zum Erbrechen bringen! „Vor allem bei Babys und Kleinkinde­rn kann das dramatisch­e Kreislaufr­eaktionen hervorrufe­n. Auch können so reizende Giftstoffe in die Atemwege gelangen“, berichtet er.

Achtung! „Bei Bewusstsei­nsveränder­ungen, Lähmungen, Muskelkräm­pfen, Atmungsstö­rungen oder Bewusstlos­igkeit sofort den Notarzt rufen!“, rät Dr. Wagner.

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Kinder sollten nur unter Aufsicht eines Erwachsene­n Beeren pflücken und verzehren.
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Foto: Markus Mainka - stock.adobe.com

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