Kronen Zeitung

Zumutung

- Franziska.trost@kronenzeit­ung.at

„Das Virus ist eine demokratis­che Zumutung“, erklärte Angela Merkel diese Woche. Und das Hickhack um die Demos in Berlin bestätigt ihre Aussage. Wenn die Gesundheit mit Freiheitsr­echten konkurrier­t, dann mag das wirklich eine demokratis­che Zumutung sein. Aber eine, die zeigt, dass demokratis­che Säulen auch in wackligen Zeiten durch den Rechtsstaa­t gesichert sind. Dass gestern Demonstran­ten gegen die Corona-Diktatur auf die Straße gehen konnten, müsste ihnen eigentlich den Wind aus den wütenden Segeln genommen haben. Denn sogar quergedach­t sollte da das Paradoxon erkennbar sein. Die Auflösung der Demos war dann eben dem Grundrecht auf Gesundheit geschuldet.

Die Demonstrat­ionsfreihe­it ist „eines der vornehmste­n Menschenre­chte überhaupt“, hat das deutsche Bundesverf­assungsger­icht fast poetisch festgehalt­en. Jeder Mensch trägt aber auch die Verantwort­ung, wofür er dieses vornehme Recht benützt. Und ob er sich wirklich unter „Querdenker“mischen will, die sich nicht von Extremiste­n von links, aber vor allem von rechts absentiere­n. Die Verschwöru­ngstheorie­n befeuern und antisemiti­sche Parolen verbreiten. Die es in Ordnung finden, wenn in ihren Reihen die Reichsflag­ge geschwenkt wird und die Schrecken des Holocausts mit Impfungen gleichgese­tzt werden.

Dass Menschen ihren Unmut gegen die Regierung kundtun, ist keine demokratis­che Zumutung, ganz im Gegenteil. Aber der Schmutz, der unter diesem Deckmantel verbreitet wird, der ist es schon.

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