Er lässt die Formen sprechen
Salzburger Festspiele: Berliner Philharmoniker, Petrenko
Nach alter Tradition aus Herbert von Karajans Tagen spielen die Berliner Philharmoniker zum Finale der Salzburger Festspiele zwei Konzerte: Diesmal steht Kirill Petrenko, seit August 2019 Chef der „Berliner“, am Pult. Zu einem Triumph für ihn wurde schon der erste Abend mit Werken von Schönberg & Brahms.
Petrenko (48) hat die „Berliner“sozusagen „auf Vordermann“gebracht. Sie haben nach den Tagen Sir Simon Rattles merkbar an Qualität und Intensität des Klanges gewonnen. Und das trotz aller Vorschriften punkto Abstand zwischen den Musikern im Großen Festspielhaus.
Petrenko geht es nie um den Effekt, sondern um Tiefgang, zugleich um Leichtigkeit und Schönheit des Klangs. Immer spürt man seine Präsenz, den Willen, Formen „sprechen“zu lassen und musikalische Logik hörbar zu machen. In der Konsequenz und Eleganz seiner oft sehr sparsam wirkenden Schlagtechnik erinnert er an Karajan.
Petrenko macht seit seinem Antritt bei den „Berlinern“mit Beethovens „Neunter“klar, dass es ihm vor allem ums klassische Repertoire geht. Dieses Ziel verfolgt er auch bei seinen
Salzburger Festspielabenden, wenn er Schönberg, Brahms, Beethoven und Mendelssohn aufführt.
So spannte er am ersten Abend die „Verklärte Nacht“des Brahms-Verehrers Arnold Schönberg mit Brahms’ 4. Symphonie zusammen. Imponierend, wie er mit dem Streichercorps Schönbergs Streichorchesterfassung von 1943 bis in kleinste Details modelliert, erregende Moment aufblitzen und jeden Streicherseufzer aufblühen lässt.
Brahms’ „Vierte“klingt zügig, mit scharfen Konturen und perfekt ausbalancierten Kontrasten. Bestechend seine Detailarbeit. Und dramatische Momente lässt er nie schwer oder theatralisch wirken. Begeistert jubelte das Publikum.