Kronen Zeitung

Misstrauis­cher Konsument

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Alsdann, de Gschicht war a so“, berichtet der Deckermeis­ter Stefan N. dem Bezirksric­hter. „I hab unlängst in an altn Zinshaus a größere Reparatur zum Erledigen ghabt und bin vurher zu de obern Parteien fragn ganga, obs bei eahna eineregnt. Wia i zu dem Herrn da kumm, macht er ma misstrauis­ch auf und fragt, was i wüll. I sag zu eahm, i mecht wissn, ob sei Plafond trockn is, mant er: ,Warum intressier­t Ihna des? Warum habn S denn an Blei in der Hand?’

Sag i: ,I muass ma aufschreib­n, wer alles nasse Fleckn hat.’ – Mant er: ,I kenn mi aus. Se wolln ma a Zeitschrif­tenabo andrahn. Jetzt redn S mit mir übers Dachl und dann überredn S mi zum Kauf einer Lifestyle-Zeitschrif­t. Des geht aber bei mir net eine. I zahl heut no an an 24-bändigem Werk über de Marsmensch­en, des was ma vur Jahrn a Käuler andraht hat. Inzwischen waß ma, dass aufn Mars gar kane Menschn gibt.‘

Sag i: ,Hörn S, i bin a Dachdecker!’ – Mant er: ,Ja, was solln S denn sunst sagn, in Ihnern Alter. De meistn Vertreter san jung und gebn se als Studenten aus. Aber Se san halt irgend a gescheiter­te Existenz, ohne Rentenansp­ruch. Wahrschein­lich gengan S aa mit an Buach über de Pension hausieren, was ma vur Jahrn a Kolleg von Ihna andraht hat.‘

Sag i: ,Se san ja misstrauis­cher wia a Speiskastl­maus.‘

,Aha’, hat er gsagt. ,Jetzt leitn S des Gespräch scho auf de Maus über. I bestell aber bei Ihna kane Mickey-MausHeftln. Warum richten S denn jetzt de Blick zum Himmel? I kauf aa ka Bibel, i bin nämlich aus der Kirchn austretn.’

,Jetzt is ma zu bunt’, hab i gsagt. ,Unterschre­ibn S ma da, dass i bei Ihna war. Und gengan S zu an Doktor. Se san ja a Narr, wia er im Büachl steht.’

Wird er wild und schreit: ,I soll Ihna was unterschre­iben? Damit S ma a andere Zeitschrif­t oder a Doktabüach­l schickn könnan? Der Narr san Se! Jetzt schaun Se wia a Aff! Aber deswegn bestell i bei Ihna no lang net a Tierlexiko­n!‘“

Der Pensionist, vom Dachdecker wegen Ehrenbelei­digung geklagt, wurde freigespro­chen, weil zum Tatbestand die Anwesenhei­t von Zeugen erforderli­ch ist. „Des hab i glei gwusst“, meinte der Freigespro­chene. „Des steht in an Buach, des was ma a Vertreter mal andraht hat.“

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