Kronen Zeitung

Kanzler reagiert auf Herzlos-Kritik

ÖVP und Grüne verdoppeln die Auslandska­tastrophen­hilfe

- Doris Vettermann

Geld statt Aufnahme von Flüchtling­skindern: Mit diesem Kompromiss haben beide Regierungs­parteien im Streit um den Umgang mit den obdachlos gewordenen Migranten in Griechenla­nd ein bisschen gewonnen. Die Grünen, weil die Auslandska­tastrophen­hilfe verdoppelt wird, und die ÖVP, weil sie dennoch bei ihrer strikten Linie bleibt.

Der Vorwurf, kein Gefühl zu zeigen, traf offenbar genau ins Schwarze. „Die Bilder aus Moria lassen keinen von uns kalt“, so Bundeskanz­ler Sebastian Kurz in einer Facebook-Videobotsc­haft. Er stellte aber auch klar, dass er auf Hilfe vor Ort setze und keinesfall­s Flüchtling­skinder aufnehmen wolle. So einigte sich die Koalition gestern auf eine Verdoppelu­ng der Auslandska­tastrophen­hilfe von 25 auf 50 Millionen Euro. „Damit stellen wir die humanitäre Hilfe Österreich­s auf neue Beine“, so der grüne Vizekanzle­r Werner Kogler,

der dennoch weiter Druck machen will, damit schutzbedü­rftige Menschen „in einer gemeinsame­n europäisch­en Solidaritä­tsaktion auch in Österreich aufgenomme­n werden“.

Bei der viel zitierten Hilfe vor Ort klagt das UN

Was wir nicht brauchen, ist Symbolpoli­tik.

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz in seiner FacebookVi­deobotscha­ft

Flüchtling­shochkommi­ssariat UNHCR übrigens immer wieder über Österreich, das nicht viel beitrage. Kanzleramt und Innenminis­terium hingegen werden nicht müde, den „großen heimischen Beitrag“hervorzust­reichen. Und es wird betont,

dass Österreich heuer bereits 3700 Kinder aufgenomme­n habe.

Unterdesse­n eskaliert die Situation auf Lesbos. Die Polizei geht mit Tränengas gegen Migranten vor. Familien mit Kleinkinde­rn müssten in brütender Hitze auf

dem nackten Asphalt ausharren, ohne Zelte, Decken, Nahrung oder Wasser und medizinisc­he Hilfe, berichten Hilfsorgan­isationen.

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz spricht davon, dass die Aufnahme von einigen wenigen

Flüchtling­skindern eine reine Symbolpoli­tik wäre und dass man eine solche nicht brauche. Das ist einerseits richtig, anderersei­ts wäre es das erste Mal, dass gerade der ÖVP Symbolpoli­tik fremd oder gar unangenehm wäre.

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Wirklich menschenun­würdig: Die Situation der Flüchtling­e auf der griechisch­en Insel Lesbos ist verheerend
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