Kronen Zeitung

Pandemie hinterläss­t Lücken im Lebenslauf

Vor allem junge Leute trifft das Coronaviru­s hart bei der Jobsuche. Viele Firmen sind in Kurzarbeit und stellen keine Mitarbeite­r ein.

- Katharina Pirker

Das Jahr 2020 werden wir wohl nie vergessen. Während Systemerha­lter fleißig arbeiten mussten, hinterläss­t die Corona-Pandemie bei vielen eine große Leerstelle im Lebenslauf. Vor allem junge Österreich­er haben es momentan schwer: 61.761 unter 25-Jährige sind derzeit auf Jobsuche – ein Anstieg von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Zahlreiche Berufsspar­ten sind noch in Kurzarbeit und nehmen keine Angestellt­en oder Lehrlinge auf. Techniker, die in die Autobranch­e wollen, stehen überhaupt vor einem Aufnahmest­opp. Europaweit ging der Verkauf von Neuwagen zurück.

Neue Anforderun­gen bei Bewerbungs­gesprächen

Nicht nur der Rückgang der Wirtschaft hindert die Jugend an einem Berufseins­tieg. Auch Video-Gespräche bei den Bewerbunge­n sind eine Herausford­erung. „Wenn man das nicht gewohnt ist, kann das zu einem Stolperste­in werden. Man muss sich in dieser Situation sehr gut verkaufen können“, weiß Martina Kainz, Koordinato­rin der Berufsinfo­zentren des AMS Wien. Mit ihrem Team berät sie Leute, die ihre berufliche Zukunft planen wollen, und unterstütz­t die Bewerber beim neuen Aufnahmepr­ozedere.

Auf eine Stelle kommen noch mehr Bewerber

Auch frischgeba­ckene Akademiker stehen momentan vor verschloss­enen Türen. Philipp Pranger schloss den Master Internatio­nale Wirtschaft­sbeziehung­en auf der FH in Burgenland ab. „Durch Corona sind meine Chancen auf einen Job sehr viel schlechter geworden, da nun noch mehr Bewerber auf eine Stelle entfallen“, erzählt der 28-Jährige. Sein Traumberuf: in der Logistik mit Schnittste­lle zur EDV. 80 Bewerbunge­n hat Pranger verschickt – zweimal wurde er zum Gespräch geladen. Ansonsten erhielt er nur unbegründe­te Absagen. Bis der Burgenländ­er einen Job gefunden hat, muss er von seinem Ersparten leben. Der Geschäftsf­ührer von Uniport, dem Karrierese­rvice-Center der Uni Wien, Bernhard Wundsam, empfiehlt Akademiker­n: „Auch der Erwerb von Zusatzqual­ifikatione­n lässt vermeintli­che Lücken im Lebenslauf sinnvoll auffüllen.“

Besonders schwer getroffen wurde die Tourismusb­ranche. Clemens O. aus Niederöste­rreich war bis März Supervisor in einem Seminarhot­el. Seine Chefs haben ihn und seine Kollegen gezwungen, eine Kündigung mit Wiedereins­tellungszu­sage zu unterschre­iben. Der 30-Jährige wurde aber nicht mehr angestellt. Nach 30 Bewerbunge­n freut er sich nun über eine Jobzusage als Leiter einer Kantine. „Die Hotelbranc­he ist mir momentan einfach zu unsicher“, sagt der Niederöste­rreicher. Sein Rat an alle Jobsuchend­en: „Inserate studieren und Initiativb­ewerbungen senden!“

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Jung-Akademiker Philipp Pranger schrieb 80 Bewerbunge­n.
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AMS-Koordinato­rin Martina Kainz unterstütz­t Arbeitssuc­hende.

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