Kronen Zeitung

Novomatic: Neue Einblicke, Nervosität und Drohungen

Die Angst vor neuen Enthüllung­en steigt, gesprächig­e Personen erhalten Warnungen

- Erich Vogl

Causa Ibiza, Casinos und die Folgen: Aktuelle Konversati­onen via Mobiltelef­on zwischen Lobbyisten und Insidern geben umfassende Einblicke. Die Nervosität in Politikkre­isen steigt, und es gibt auch Warnungen gegenüber allzu gesprächig­en Personen. Auch für den U-Ausschuss könnte das neue Dynamik bedeuten.

13. Februar 2020. Meinls Weinkeller am Graben. Philipp Trattner erinnert sich genau an die zwei Herren, die in seiner Nähe saßen und plauderten. Trattner, Sektionsch­ef im Sportminis­terium von Vizekanzle­r Werner Kogler (vorher war er für Vorgänger Strache tätig), liefert eine detaillier­te Beschreibu­ng. Der eine war demnach ein Lobbyist des Glücksspie­lkonzerns Novomatic (Gegenstand von Ermittlung­en und des U-Ausschusse­s rund um mögliche Bestechlic­hkeit von TürkisBlau). „Er trug weißes Hemd, Jeans, blaues Sakko. Der andere war ein ranghoher Beamter eines ÖVP-geführten Ministeriu­ms.“

Worüber die beiden mitten in der heißen Novomatic-Phase (Hausdurchs­uchungen etc.) sprachen, kann Trattner nicht sagen. Auch nicht die Person, die mit ihm damals am Tisch saß. Jedenfalls kam der Beamte auf die beiden zu, notierte eine Geheimnumm­er, bat um absolute Vertraulic­hkeit. Möglicherw­eise fühlte man sich ertappt.

Und es gibt einen vielsagend­en Chatverkeh­r (mehr als 40 Seiten lang, von Februar bis heute) zwischen einem Geschäftsm­ann mit besten Kontakten zur ÖVP

Spitze und jenem Insider, der im Weinkeller mit Trattner war, der der „Krone“vorliegt. Zu erkennen sind zunehmende Nervosität und Angst vor Enthüllung­en um dubiose Deals mit Novomatic (an den Casinos Austria beteiligt bis Ende 2019), was sich auch in Drohungen manifestie­rt.

Dem ÖVP-nahen Geschäftsm­ann wurde später von dem Lobbyisten schriftlic­h nahegelegt, die Finger von der „Novo-Scheiße“zu lassen. „Du bist schon viel zu weit gegangen, ohne dass es Dir was bringt, ausgenomme­n Riesenprob­leme“(siehe Faksimile).

Die Bim als Werbefläch­e

Dass Novomatic seit 2005 versuchte, Politiker für sich zu gewinnen, um das Glücksspie­lgesetz zu ändern (also das Monopol der Casinos Austria zu stürzen), ist evident (die „Krone“berichtete u. a. über einen entspreche­nden Masterplan). Dass das Lobbying Teilerfolg­e erzielte, ebenso (Politiker von Grün, SPÖ und ÖVP dockten bei Novomatic an), zudem konnte man in Wien offensiv für Novomatic-Automaten werben. 2019 zierte eine fordernde Dame Straßenbah­nen mit dem Satz „Und wann kommst du?“.

Nachdem Bürger bei der Stadt Wien gefragt hatten, warum Glücksspie­lkonzerne bei öffentlich­en Betrieben werben dürfen, wurde reagiert. Heute zieren die Öffis Werbungen ähnlicher Machart. Nur geht es um die Bitte, Plasma zu spenden, und nicht darum, sein Geld in Casinos zu tragen.

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Offensiv-aggressive Methoden: Werbung für das Glücksspie­l auf Straßenbah­nen sowie Drohungen via HandyNachr­ichten in politische­n Kreisen.
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