Kronen Zeitung

Kollektive­r Siegesraus­ch

- Franziska.trost@kronenzeit­ung.at

Man findet sie zurzeit nicht so oft, die Momente, in denen die Gesellscha­ft in trauter Einigkeit auf einen gemeinsame­n Nenner kommt. In denen sich über diese Gräben, die Corona, Asylpoliti­k, Klimakrise und so viele andere Zankäpfel immer tiefer schaufeln, ein verbindend­es Netz spannt. Und manchmal kann das auch ein Tennisnetz sein – wie in dieser atemberaub­enden Nacht auf Montag, in der sich die Timeline von Facebook in eine Thiemline verwandelt­e – und Dominic Thiem am anderen Ende der Welt ganz Österreich in den kollektive­n Siegesraus­ch ballerte.

Wenn man als nervlich zerrüttete­r Sofasurfer vor dem Fernseher fast so viel schwitzt wie der Sportler selbst, dann fühlt sich so ein Sieg halt immer ein bisschen wie eine Teamleistu­ng an. Auch wenn er natürlich eine reine Thiemleist­ung (die letzte Namens-Verballhor­nung, versproche­n) war. Dann haben WIR den Grand-Slam-Titel gewonnen – und WIR, das sind dann für einen triumphale­n Augenblick wirklich alle, egal, ob Maskenträg­er oder nicht, ob alt oder jung, rechts oder links oder was auch immer. Dass dieser Tennisthri­ller eine Wahnsinnsl­eistung war, darauf können sich alle, sogar Sportmuffe­l wie ich, in einem erholsamen Wir-Moment einigen.

Der Sport hat sich schon oft in schweren Zeiten als verbindend­er Kitt der Gesellscha­ft bewiesen. Dominic Thiem hat das auch geschafft – mit seiner Willensstä­rke und seinem Spielgeist ist er ein großartige­r Superklebe­r.

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