Fünf Theaterbräute auf Speed
Kasino Schwarzenbergplatz: „Stolz & Vorurteil*(*oder so)“
Jane Austens Mädchen gehen im Kasino am Schwarzenbergplatz gar nicht brav auf Männer- und Mitgiftjagd. Burgtheater & Reinhardt Seminar zeigen „Stolz und Vorurteil* (*oder so)“, dramatisiert von Isobel Macarthur. Lily Sykes inszeniert rasant. Fünf tolle Reinhardt-Seminaristinnen mischen das Ganze grandios auf.
ersten paar Minuten nerven. Die fünf Akteurinnen tollen wie ein GirliesTrupp mit ADHS durch die Gegend. Konfetti wird geworfen, Rollen werden gewechselt, die Windmaschine angedreht, ein Song ins Karaoke-Mikro gezwitschert . . . Danach schält sich Jane Austens Roman aus dem Tohuwabohu im Mädchenzimmer. Fünf junge Akteurinnen spielen hier alles, schlüpfen von einer Rolle zur nächsten und wieder zurück. Die herb aufgeregte Johanna Mahaffy ist da etwa nicht nur die manische Mrs. Bennett, die ihre Töchter unter die Haube bringen will, sie switcht auch noch zu Fitzwilliam Darcy. Der ungeheuer reiche Noble, der als rüdes Ekelpaket auftritt, um nachher umso liebensDie werter und edler Elizabeth Bennet zu ehelichen.
Caroline Baas spielt liebreizend das eigensinnig ehrliche Ausnahmegeschöpf aus einer Zeit, als Frauen wenig und ohne Ehemann gar nichts galten. Darüber freut sich sogar Vater Bennet, der diesmal nicht mehr als ein leerer Lehnstuhl mit vorgespannter Wirtschaftszeitung und paffender Rauchmaschine am Sitz ist.
Regisseurin Lily Sykes macht hier aus wenig originell und fantasievoll großes Theater: Sie wirft ihre wunderbaren Jungschauspielerinnen mit Riesenspiellust in diese zweistündige Schlacht, kitzelt permanent Geist und Vorstellungskraft der Zuschauer. Dazu macht dann Wiebke Yervis als ältere Schwester Jane, ins Mikro säuselnd, treuherzige Augen, bis ihr Charles Bingley alias Maya Unger seine Liebe gesteht.
Lili Winderlich hat es mit ihren fünf Rollen leichter, bekommt sie doch als Mr. Collins fast das Bennet-Erbe und darf sich als Lydia Bennet auch noch über eine gute Partie freuen. Ehe gut, alles gut!