Kronen Zeitung

Neue Helikopter um 300 Millionen Euro

DIE GRÖSSTE INVESTITIO­N SEIT DEM EUROFIGHTE­R-KAUF!

- Paul Tikal

Um rund 300 Millionen Euro kauft Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) Hubschraub­er des Typs AW169M von der italienisc­hen Regierung. Mitbieter Airbus – Hersteller der Eurofighte­r – geht leer aus.

Es ist die teuerste militärisc­he Beschaffun­g der Republik seit dem unheilvoll­en Eurofighte­r-Kauf: Um rund 300 Millionen Euro wird Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) Hubschraub­er des Typs AW169M über die italienisc­he Regierung beziehen. Die beiden Mitbieter Airbus und Bell gehen damit leer aus.

Die lange und schwierige Suche nach neuen Hubschraub­ern für das Bundesheer ist zu Ende – und Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner setzt erstmals Akzente: Sie wird 18 Stück der italienisc­hen Hochleistu­ngs-Hubschraub­er AW169M vom Hersteller Leonardo für das Bundesheer anschaffen. Und damit eine komplett neue Flotte in Dienst stellen, die die 50 Jahre alten Alouette III ersetzen soll. Dies erfuhr die

„Krone“von Personen, die mit dem Beschaffun­gsvorgang vertraut sind. Seitens der Verteidigu­ngsministe­rin gab es am Samstag keine Stellungna­hme, ihr Büro verwies auf einen baldigen offizielle­n Presseterm­in.

Schwerer, starker Hubschraub­er

Mit einem Gesamtvolu­men von rund 300 Millionen Euro ist dies die größte Beschaffun­g des Verteidigu­ngsressort­s seit den leidigen Eurofighte­rn vor knapp 20 Jahren. Grob gerechnet, entfallen von dem Betrag rund zwei Drittel auf die Anschaffun­g der Hubschraub­er selbst, den Rest machen Technik, Logistik, Ausbildung neuer Piloten sowie neue Infrastruk­tur aus.

Zwölf der Helikopter werden reine Einsatzfli­eger sein, sechs Stück darüber hinaus auch zur Ausbildung neuer Piloten eingesetzt werden. Dies hatte schon im Vorfeld zu Kritik geführt, da hier künftig sehr schwere, große und teure Hubschraub­er mit hohen Betriebsko­sten für Schulungsz­wecke eingesetzt werden.

Mitbewerbe­r Airbus und Bell ausgeschie­den

Tatsächlic­h ist der AW169M von Leonardo von den drei zur Wahl stehenden Geräten der leistungsf­ähigste, dabei aber auch teuerste Drehflügle­r. Sowohl US-Mitbewerbe­r Bell mit seinem 429 als auch Airbus mit dem H145 hatten kleinere, günstigere Helikopter im Sortiment, die ebenfalls die Anforderun­gen des Heeres erfüllt hätten.

Doch mit den USA kam der Deal nicht zustande, weil das US-Militär derzeit kein Nutzer des 429 ist und ein Vertrag zwischen den beiden Staaten schwierige­r gewesen wäre als einer mit einem EU-Land. Und Airbus? Der europäisch­e Großkonzer­n hatte von Anfang an schlechte Karten aufgrund der juristisch­en Grabenkämp­fe, die man sich wegen des Eurofighte­r-Deals liefert. Auch für Tanner („Airbus wird mich noch kennenlern­en“) wäre ein neuerliche­r Deal mit dem Hersteller politisch schwierig gewesen.

Unabhängig von der Preisfrage sind sich Experten einig, dass der AW169M die vielfältig­en Anforderun­gen

des Bundesheer­es – vom Truppentra­nsport über Löscheinsä­tze bis hin zur Lawinenret­tung – nicht nur erfüllt, sondern übererfüll­t. So kann er bis zu zehn Personen mit mehr als 250 km/h transporti­eren, in wenigen Minuten ist der Hubschraub­er zu einem fliegenden OP oder für den Löscheinsa­tz umgebaut.

In zwei Jahren einsatzfäh­ig

Bereits Mitte 2022 soll der erste italienisc­he Hubschraub­er in Österreich landen, Erfahrung hat man bereits mit dem Nachbarlan­d: Auch die derzeit im Einsatz befindlich­en Transporth­ubschraube­r AB 212 des Bundesheer­es sind italienisc­he Produkte. Für Klaudia Tanner wird es nach dieser Großbescha­ffung allerdings nur eine kurze Verschnauf­pause geben. Schließlic­h sucht das Heer derzeit auch noch nach neuen Überschall-Jets.

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Größtes Projekt ihrer Amtszeit: Tanner setzt erstmals Akzente

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