Kronen Zeitung

„Menschen kennen sich nicht mehr aus“

Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) wirft Türkis-Grün einen Mangel an Klarheit und Geschlosse­nheit vor.

- Klaus Knittelfel­der

Ampel & Co.: Beim türkisgrün­en Corona-Management ging zuletzt einiges schief. Sind Sie zufrieden?

Das Wichtigste in so einer Krisensitu­ation sind Geschlosse­nheit und Klarheit in der Kommunikat­ion, damit die Menschen Vertrauen in die gesetzten Maßnahmen haben. Das vermisse ich zurzeit. Zu

Beginn der Krise ist das gut gelungen, in den letzten Wochen aber immer weniger. Das führt zu Recht zu großen Irritation­en bei den Menschen – sie kennen sich nicht mehr aus. Umso wichtiger sind für den Herbst klare Regeln und ein gutes Zusammensp­iel, auch mit den Ländern. Denn die Zahlen werden sicher steigen.

Auch in puncto Asyl kriselte es zuletzt. Finden Sie es gut, dass Österreich keine Kinder aus Moria aufnimmt?

Es geht darum, Menschen vor Ort zu helfen. Das tut Österreich. Übrigens braucht es auch bei diesem Thema mehr Geschlosse­nheit in der Bundesregi­erung, das war in der Anfangspha­se der Periode meines Erachtens besser als jetzt. 2015 hat uns ja genau das gefehlt: Wir hatten in der damaligen Bundesregi­erung und nicht einmal innerhalb der ÖVP Geschlosse­nheit, das war unsere größte Schwäche in dieser Krise.

Jedoch fordert nicht nur Grün eine Flüchtling­saufnahme, auch die katholisch­e Kirche tut das. Ist es für die ÖVP – Stichwort christlich­sozial – nicht problemati­sch, der Kirche hier so diametral gegenüberz­ustehen?

Ich meine, es geht immer um Hilfe und Unterstütz­ung. Man kann auf verschiede­ne Arten helfen.

Hat die ÖVP hier die politische Mitte verlassen?

Im Gegenteil, genau das ist die Linie der Mitte der Gesellscha­ft.

Glauben Sie, dass die zweite Hälfte Ihrer Amtszeit von Corona überlagert wird?

Corona hält uns nicht von der Arbeit für Niederöste­rreich ab. Wir arbeiten unsere Arbeitsübe­reinkommen ab, die wir mit allen Regierungs­parteien haben. Eines der wichtigste­n Projekte meiner bisherigen Amtszeit war die Schaffung der Landesgesu­ndheitsage­ntur, mit der wir die Verwaltung von 27 Kliniken und aller Landespfle­geheime unter ein Dach gebracht haben – das hat uns in der Corona-Krise unglaublic­h geholfen. Jetzt steht für uns im Mittelpunk­t, Arbeitsplä­tze zu schaffen und zu sichern.

Bund und Länder stritten zuletzt um das Klimaticke­t – das grüne Prestigepr­ojekt schlechthi­n. Wird das noch was im Jahr 2021?

Niemand wird etwas gegen günstigere Tickets einwenden. Aber irgendwer muss auch das Finanzieru­ngsloch schließen, das den vielen Verkehrsbe­trieben entsteht. Die Verkehrsmi­nisterin muss dazu endlich mit den Verkehrsbe­trieben verhandeln. Bisher ist da noch wenig passiert.

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„Vermisse Klarheit und Entschloss­enheit“: Mikl-Leitner.

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