Planungsnotstand
Vor Kurzem waren in der Wiener Musikszene alle Veranstalter fast sicher, dass alle seit Langem geplanten Theater- und Konzertprojekte – wenn auch mit einigen Covid-bedingten Veränderungen – durchgeführt werden können. Sie waren sich ihrer Sache sicher. Auch wenn im Unterton zu hören war, dass eine zweite CoronaWelle für die Kulturszene katastrophale Auswirkungen haben könnte.
Dieser Optimismus hat jetzt einen Dämpfer bekommen. Orchester aus Dresden oder Rom müssen ihre Tourneen wegen Ausreiseschwierigkeiten und Auftrittsbeschränkungen absagen. Prominente Dirigenten schätzen Reisen als Risiko ein – Wien gilt als Covid-„Gefahrenzone“. In der Staatsoper versucht man Vorstellungen durch Umbesetzungen zu retten – etwa mit Bertrand de Billy, Jinxu Xiahou oder Evelino Pidò. Denn da wurde ein Corona-Cluster nach einer Aufführung der „Lustigen Witwe“bei Musikstudenten festgestellt, die mit Staatsopernleuten in Kontakt kamen...
Die Situation spitzt sich zu, verschärfte CoronaVorschriften schaffen Probleme, über die Künstler und Manager sagen, dass Planungsarbeit bald nicht mehr funktioniere. Ein Brief des Kulturrats Österreich an Bundeskanzler Sebastian Kurz belegt das.
Höchste Zeit, dass Politiker, Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer und die Künstler sich an einen Tisch setzen, um Strategien für ein „Leben mit dem Virus“– wie Salzburgs Festspielintendant Markus Hinterhäuser meinte – zu erarbeiten.