Spät, aber doch!
Na bitte, es geht ja doch! Es hat halt nur recht lange gedauert, bis sogenannte Gesundheitsexperten und andere Bürokraten endlich erkannt haben, dass das ganze Land (fast) flächendeckend wohnortnahe mit Hausärzten versorgt wird. Und jetzt, da die zweite Welle rollt und sowohl 1450 als auch andere Einrichtungen überfordert sind, traut man diesen Ärzten auch zu, einen Corona-Abstrich in den Ordinationen durchzuführen.
Toll! Dort erhält man nämlich unbürokratisch ein Testergebnis innerhalb eines Tages und schafft dadurch für Patienten und Arzt rasch Klarheit bei vielen Krankheitsbildern. Und zwar ohne Spitals- oder Ambulanzbesuch! Bisher ist das aber nur gegen teures Geld möglich. Jetzt soll es den Test endlich gratis geben – so wie für einige privilegierte Berufsgruppen schon längst! Höchste Zeit! Vielleicht haben doch die Leserbriefe zu dieser Entscheidung etwas beigetragen.
Dr. Peter Kozlowsky, Auersthal
Mit Ohrenschmalz zum Kapazunder
Allerorts wird die Hausarzt-Aufwertung versprochen. Die Wirklichkeit schaut anders aus. Ein Beispiel: Herr und Frau Österreicher eilen bei Hörverschlechterung gleich zum HNO-Arzt. Gibt es dort keinen Akuttermin, wird gezwungenermaßen ein Allgemeinmediziner aufgesucht. Der sieht den Gehörgang mit Ohrenschmalz angefüllt und bereitet alles zur Entfernung vor. Überraschter Patient: „Das können Sie auch!“
Politik und Sozialversicherer haben den KassenAllgemeinmediziner zu einem Arzt zweiter Wahl verkommen lassen. Auch bei der Honorierung seiner Leistungen. Das Gesundheitstelefon 1450 geht in Wien in einer täglichen Flut von bis zu 19.000 Anrufen unter. Die Covid-19-Tests versinken im Chaos.
Jetzt auf einmal braucht man die Hausärzte wieder, sie sollen zukünftig Corona-Abstriche honoriert bekommen. Späte Erkenntnis!
Dr. Wolfgang Geppert, Wien