Kronen Zeitung

Federführe­nde Widerspens­tige

Die nationalen Wiederaufb­aupläne für Corona-Hilfe müssen rasch nach Brüssel

- C. Z.

BRÜSSEL/WIEN. Es war ehrgeizig und ambitionie­rt, was die EU Ende Juli beim Gipfel in Brüssel beschlosse­n hatte. Das größte EU-Budget aller Zeiten, zur Rückzahlun­g sollen Eigenmitte­l akquiriert werden und die Hilfsgelde­r für coronagepl­agte Länder waren an Bedingunge­n geknüpft. Langsam wird die Zeit aber knapp.

1,8 Billionen Budget, 750 Milliarden an Corona-Hilfe, davon 390 Milliarden geschenkt. Es geht um viel Geld. Und wie es zu nutzen ist. Nach der Rede von EUKommissi­onschefin Ursula von der Leyen folgte die Präsentati­on eines Leitfadens. Wer sein Stück vom CoronaKuch­en haben will, sollte sich daran orientiere­n. Etwa 37 Prozent der Milliarden sollen in den Green Deal gehen, 20 Prozent in die Digitalisi­erung. Von der verpflicht­enden Rechtsstaa­tlichkeit, die beim Gipfel im Juli noch Kernvoraus­setzung für Hilfsgelde­r war, sprach von der Leyen in ihrer Rede kaum noch.

Das EU-Parlament gab jedenfalls grünes Licht für die Erhöhung der EU-Eigenmitte­l. Jetzt sind der EU-Rat und die nationalen Parlamente gefragt. „Die Regierunge­n wissen auch, dass der Aufbaufond­s Vorlaufzei­t braucht – und Zeit haben wir jetzt nicht sonderlich viel“, warnt auch Paul Schmidt von der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Europapoli­tik.

Momentan gibt es 2021 noch kein EU-Geld

Tatsächlic­h widersetze­n sich zwei Mitglieder dem Leitfaden, die federführe­nd hinter dem 750-Milliarden­Euro-Deal stehen: Frankreich und Deutschlan­d. In ihren Konjunktur­paketen steht von Green Deal und Digitalisi­erung nichts mehr, wie die „FAZ“berichtet.

Die nationalen Wiederaufb­auprogramm­e müssen von der Kommission begutachte­t werden, ehe es Geld gibt. „Die EU wäre gut beraten, hier keine Abweichung­en zu akzeptiere­n. Ziel sind ja Investitio­nen in die Zukunft und nicht das Einzementi­eren alter Strukturen“, sagt Schmidt. Österreich ist noch in der „Beurteilun­gsphase“, so das Finanzmini­sterium. Wann im Parlament über den Wiederaufb­auplan abgestimmt wird, ist noch unklar. Die EU-Kommission muss bis Jahresende alle Pläne begutachte­t haben. „Momentan sieht es nicht danach aus, dass Anfang 2021 die ersten Gelder planmäßig fließen werden“, heißt es aus Brüssel.

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Geht Kanzlerin Angela Merkel auf Abstand zu von der Leyen?

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