„US-Präsident Biden besser für Österreich“
Ex-Botschafter in Wien und Obama-Unterstützer William C. Eacho fordert alle Austro-Amerikaner zur Wahl am 3. November auf und verrät, warum er Trump für so gefährlich hält. Die „Krone“erreichte den Professor der Duke-Universität und Investor (er war früher ein Republikaner!) per Videotelefon in seinem Haus am Atlantik in Maine.
Herr Botschafter, so einen US-Wahlkampf hat man noch nie gesehen. Wer geht mit Corona besser um?
Der virtuelle Parteitag der Demokraten war richtig. Bei den Republikanern war die Hälfte der Redner von der Trump-Familie. Das sagt viel über die Partei aus.
Was ist Trumps Vermächtnis nach vier Jahren?
Er wird an der Pandemie gemessen. Die Todesrate im Land war pro Kopf siebenmal höher als in Österreich. Wir führten Kriege, in denen weniger Menschen starben.
Wer wird US-Präsident?
Ich hoffe, Biden. Aber das Rennen wird knapp. Im Oktober wird Trump noch für Überraschungen sorgen.
Womit könnte uns dieser Mann noch überraschen?
Er könnte einen Impfstoff präsentieren. Oder er erfindet eine neue Gefahr.
Wäre ein US-Präsident besser für Österreich? Biden
Ja. Er würde die Freundschaft mit Verbündeten wiederherstellen – und den Klimawandel bekämpfen.
Kanzler Kurz wurde aber schon zweimal von Trump eingeladen. Wäre Biden auch so gastfreundlich?
Die Freundschaft zwischen unseren Ländern besteht weiter. Aber man muss auch sagen, dass es derzeit weniger Staaten gibt, die Trump besuchen möchten. Einige Regierungschefs haben ja dankend abgelehnt.
Wie viele Amerikaner leben in Österreich, wie sieht es mit der Wahlbeteiligung aus?
Rund 8000 Amerikaner. 2016 hat nur ein Viertel gewählt. Mein Appell: Geht wählen! Jeder Amerikaner im Ausland sollte sich auf der Website seines Bundesstaates registrieren. Tipps gibt es auf votefromabroad.org. Mein Bitte an Österreicher, die Amerikaner kennen: Motiviert sie! Die Organisation Democrats Abroad verteilt in Wien Infos.
Wird Showman Trump in den TV-Duellen abräumen? Biden wirkt oft verloren.
Die Erwartungen für Trump sind viel höher. Biden hat als Kind gestottert. Manchmal scheint er mit den Worten zu ringen, aber er hat es meist unter Kontrolle. Ich gehe davon aus, dass er überperformt.
Sie waren ein großer Spender von Obama. Unterstützen Sie Biden auch finanziell?
Absolut. Es ist aber nicht so viel wie bei Obama. Damals konnte ich viele motivieren, die nie einen Demokraten unterstützt haben. Ich war ja auch lange Republikaner. Aber mir ist die Partei zu sehr abgedriftet.
Sie haben schon in Ihrer Zeit als Botschafter (2009 bis 2013) den Klimawandel thematisiert. Warum?
Das ist mir seit den Neunzigern ein Anliegen. Nach meiner Heimkehr habe ich die Organisation Partnership For Responsible Growth gegründet. Es ist eine Plattform, die Verantwortlichen das Rüstzeug für den Kampf gegen die globale Erwärmung geben soll.
Vermissen Sie Österreich?
Ich habe zum Glück eine Wohnung in Wien. In den USA promote ich nun österreichische Weine.