Kronen Zeitung

Zwei Klassen

- Conny.bischofber­ger@kronenzeit­ung.at

Warum fragen Sie nicht Leute wie mich, wie Corona sich anfühlt? Schreibt Gabriele Z. als Reaktion auf das Interview mit dem Chef des Lorenz-Böhler-Krankenhau­ses, der in der Sonntags„Krone“über seine Covid19-Erkrankung berichtet hat – Spitalsauf­enthalt inklusive. „Ich kann es Ihnen sagen. Man fühlt sich extrem alleingela­ssen. Und hat einfach nur Angst . . . “

Gabriele Z. (57) ist kaufmännis­che Angestellt­e und infizierte sich gleich nach dem Lockdown im März mit dem Virus. Zwei Wochen lag sie schwer krank zu Hause. Weder die Gesundheit­s-Hotline 1450 noch ihre Hausärztin empfahl einen Test, sie solle sich einfach auskuriere­n. Lutschtabl­etten, Schmerzmit­tel, Hustensaft. „Das Kopfweh, die schrecklic­he Erschöpfun­g, der Verlust des Geschmacks­inns, das alles wurde nicht besser“, erzählt sie. Erst Monate später gab ihr ein Antikörper­test die Gewissheit, dass sie Corona hatte. Frau Z. bezahlte ihn aus eigener Tasche.

SARS-CoV-2 spaltet die Gesellscha­ft in zwei Klassen. Vernünftig­e und Unvernünft­ige. Menschen, die Respekt vor dem Virus haben, und Leugner. Es macht aber auch die Schere zwischen Arm und Reich größer.

Donald Trump ist ein gutes Beispiel: Wenn jene Fans, denen der Präsident bei seiner ersten Ausfahrt aus dem schwarzen SUV zuwinkte, selbst an Corona erkranken, bekommen sie weder Remdesivir noch ein Spitalsbet­t – außer sie haben eine teure Privatvers­icherung. Werden extrem alleingela­ssen. So wie Frau Z.

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