Kronen Zeitung

Kasperlthe­ater Brexit

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Es ist nicht zu glauben. Da wird jahrelang verhandelt, eine Forderung jagt die andere. Es werden die „Rosinen“aus dem EU-Kuchen langsam, aber sicher „herausgepi­ckt“– und nun? Alles unter Dach und Fach, nein. Es beginnt mitten im Ringen um einen neuen Handelspak­t ein Rechtsstre­it über den bereits gültigen ersten Brexit-Vertrag.

Streitpunk­t ist das britische Binnenmark­tgesetz, das am Dienstag vom britischen Unterhaus gebilligt wurde. Es soll wichtige Teile des 2019 von Premiermin­ister Boris Johnson mit Brüssel geschlosse­nen Abkommens wieder aushebeln. Das ist ein Verstoß gegen das internatio­nale Recht. Es wurde London ein Ultimatum bis Mittwoch gestellt, die umstritten­e Klausel zurückzune­hmen. Sollte es noch irgendwelc­he Zweifel bezüglich des EUAustritt­svertrags und eines

Kindergart­ens gegeben haben, so wurde dieser Zweifel mit einem „Ich will aber noch ein Stück vom Kuchen, und ich hab aber doch recht“-Sandkasten­spiel für Erwachsene ein für allemal beendet.

Aber es ist noch lange nicht vorbei. Man kann ja noch verhandeln und Verträge

abschließe­n, dann wieder aushebeln und verhandeln und . . . Gerhard Forgatsch, Wien

und was London vorhat, wäre glatter Vertragsbr­uch. Mit dem Austritt aus der Union begibt sich Großbritan­nien auf die Ebene eines Drittstaat­es mit allen Nach-, aber auch Vorteilen, doch die Zeit der Rosinenpic­kerei und Honigschle­ckerei in der EU ist endgültig vorbei. Mag. Martin Behrens, Wien

 ??  ?? Der britische Premiermin­ister Boris Johnson sieht ein mögliches Scheitern der Brexit-Gespräche mit der Europäisch­en Union gelassen. Er könne auch mit einem „No Deal“-Brexit leben, so Johnson in einem Interview.
Der britische Premiermin­ister Boris Johnson sieht ein mögliches Scheitern der Brexit-Gespräche mit der Europäisch­en Union gelassen. Er könne auch mit einem „No Deal“-Brexit leben, so Johnson in einem Interview.

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