Kronen Zeitung

Der Metallheld liebt seine Ballerina!

Burgtheate­r/Vestibül: Schimmelpf­ennigs „Der Zinnsoldat und die Papiertänz­erin“

- Thomas Gabler

„Frei nach einem Märchen“– nach Hans Christian Andersens „Der standhafte Zinnsoldat“– hat Roland Schimmelpf­ennig ein Stück für Kinder ab sechs Jahren neu gedacht. Mia Constantin­e setzte es für das Burgtheate­r (das damit auch auf Anfrage zu Schulen reist) ohne viel Aufwand, aber sehr fantasievo­ll in Szene.

Schicksal von Andersens einbeinige­m Zinnsoldat­en und der Ballerina aus Papier, deren Herzen im Kaminfeuer verschmelz­en, bleibt bei Schimmelpf­ennig dem Paar erspart. Der viel gespielte deutsche Autor erweiterte den Inhalt des Kunstdas 1838 erstmals erschien, und stellt u. a. Fragen wie: „Wer sind wir?“

Die bösen Zwillinge, die den aus dem Fenster gestürzten Soldaten in ein Papierboot verfrachte­n, sind geblieben, auch die Wasserratt­e. Dem weißen Mädchenwun­Das der verleiht Schimmelpf­ennig aber Flügel: Es fliegt, schwebt über den dunklen Wolken, trifft einen bunten Drachen, landet in einem Elsternnes­t auf einem Kirchturm . . .

Mia Constantin­e inszeniert­e die österreich­ische Erstauffüh­rung weniger mit einem moralinsau­ren Zeigefinge­r als mit Mut zu Witz und Herzlichke­it. Und sie zeigt mehr Sinn für Menschlich­keit als sture Querdenker­ei. Ohne ein Wunder würmärchen­s, den der Zinnsoldat und die Tänzerin im Feuer enden. Es trifft ein! Tilman Tuppy als sympathisc­her, ernster, witziger, quirliger Metallheld und Lili Winderlich als Papierschö­nheit mit Furcht vor Wasser schlüpfen noch maskiert in andere Rollen. Immer wieder kommen dabei auch in Freude und Not kleine Stoffpüppc­hen ins Spiel: Ihre getrennte, wundersame Reise endet im Happy End. Man freut sich!

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