Kronen Zeitung

Schulden-Union

- Manfred.schumi@kronenzeit­ung.at

Es mutet aus heutiger Sicht fast schon ein bisschen lächerlich an, dass vor etwas mehr als einem halben Jahr noch munter über Zehntel- und Hundertste­lProzente beim Budget der Europäisch­en Union gefeilscht wurde. Mittlerwei­le haben wir eine Art Ausnahmezu­stand bei den Staatsfina­nzen.

Sowohl für heuer als auch für 2021 wurden die „Defizitreg­eln“der EU aufgehoben. Das bedeutet, dass die Staaten freie Hand beim Schuldenma­chen haben. Sogar die Gemeinscha­ft selber wird für ihren 750 Milliarden Euro schweren „Aufbauplan“erstmals Kredite aufnehmen, für die die Mitglieder in Relation zu ihrer Größe haften müssen.

Die Frage, ob wir uns das leisten können, darf man so gar nicht stellen. Denn wir müssen es uns einfach leisten, um die Wirtschaft nach den katastroph­alen Folgen der Pandemie wieder in Schwung zu bringen.

Doch wozu haben wir uns seit der Finanzkris­e 2008 angestreng­t, Defizite zu reduzieren und Schulden abzubauen? Die einfache Antwort: Erst dadurch ist es möglich, jetzt so viel Geld auszugeben, ohne dass die Staaten und das Bankensyst­em zusammenbr­echen. Der Vorteil des Euro ist, dass die Schwächere­n von der Gemeinscha­ft mitgetrage­n werden und von den Vorteilen (niedrige Zinsen und niedrige Inflation) profitiere­n.

Doch irgendwann wird die Konjunktur wieder anspringen. Dann werden Defizitgre­nzen und Schuldenbr­emsen wieder eine Rolle spielen, um die Staatsfina­nzen ins Lot zu bringen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria