„Will verzaubern statt schockieren“
„Ein Shootingstar“, meinte Christian Kircher, Chef der BundestheaterHolding, gestern bei der Ernennung Lotte de Beers als neue Chefin der Wiener Volksoper. Und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer freute sich, dass erstmals eine Frau als Volksoperndirektorin antreten wird.
„Ich liebe meinen Job als freischaffende Regisseurin – aber ich glaube, es ist Zeit für mich, Beziehungen aufzubauen – mit Menschen auf und hinter der Bühne und natürlich mit dem Publikum“, freute sich Lotte de Beer. „Dem Allerwichtigsten“will sie sich zuerst widmen: dem Publikum!
Sie sucht einen „starken musikalischen Partner oder eine Partnerin“als Chefdirigenten. Und sie selbst will auch weiterhin inszenieren – „eine eigene Regie pro Saison an der Volksoper und eine weitere an einem anderen Haus – Regie ist mein Herz!“Sie will „statt zu schockieren verzaubern!“
In normalen Zeiten müsse „die Kunst aufrütteln, schockieren, destruieren“. In Corona-Zeiten will sie dem Publikum einen „poetischen Ausweg geben.“Operette ist für sie dabei ein besonders wichtiges Genre.
„In Österreich ist es so toll, dass alle jetzt der Meinung sind, dass Kunst genau jetzt wichtig ist und es dafür auch Geld geben muss. Und dafür werde ich kämpfen“, kündigt sie gegen mögliche Sparpläne wegen der Corona-Pandemie an.
Lotte de Beer wurde aus mehr als 30 Bewerber/innen – acht Frauen und 26 Männer – ausgewählt, unter denen auch der amtierende Chef Robert Meyer war. Ihm hatte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer im Juni eine Absage erteilt.
Lotte de Beer ist holländische Operndirektorin. Sie inszenierte u. a bei den Bregenzer Festspielen (Rossinis „Mosè in Egitto“), in München, beim Holland-Festival und bereits dreimal für das Theater an der Wien: 2014 Bizets „Die Perlenfischer“, 2016 „La Traviata remixed“(Kammeroper) und 2019 „Die Jungfrau von Orléans“.
Als Erster meldete sich zu Lotte de Beers Bestellung Roland Geyer, Intendant des Theaters an der Wien, bei der „Krone“: „Ich freue mich über diesen Karriereschritt, er basiert auf Können und Fachwissen im künstlerischen Musiktheater-Management. Ihre jugendliche Energie ist für ein Haus wie die Volksoper gerade richtig!“