Räubergeschichten
Drei in der Fruah wars“, berichtet Herr Z. „Geh i bei an offenen, ebenerdichn Fenster vurbei, hör i drin a Frau um Hülfe schrein.
I beug mi ins Zimmer eine, frag: ,Is was Ernstes?‘
Sagt a Mann aus der Finstern zu mir: ,Schleich di, aber schnell.‘
,Bleibn S da!‘, hat a Frau gschrian. ,Er will mi umbringa!‘
,Wirklich?‘, hab i gfragt. ,San S ehrlich! Net, wann i an Polizistn hol, dass eich derweil wieder vertragts!‘
,Chrrr‘, hat die Frau gmacht. Ma hat direkt gspürt, dass ihr wer in Hals zuahalt. Hülfe, helfts ma, sunst stirb i no.‘
,Also guat‘, hab i gsagt , ,i hol jetzt an Polizistn. Haltn S derweil de Luft an, i bin glei wieder da!‘
I renn furt, zwamal um d Eckn, triff an Polizistn, derzähl eahm des Ganze, sagt er zu mir: ,Is des ka Räubergschicht?
Se riachn a bisserl nach Wein! Und wirken net ganz nüchtern.‘
,Gehn S‘ , sag i. ,I werd Ihna do net frotzln. De Frau is in höchster Gefahr.‘
,Na guat‘, sagte er. ,Laufen wir schnell.‘
Mir nähern uns dem Fenster, hör i scho Radiospüln. ,Wars des da?‘, hat mi der Herr Inspektor gfragt. ,Ja‘, sag i. Schaut er mi durchdringend an und ruft beim Fenster eine: ,Is da was los?‘
,Ja‘, sagt de Frau. ,D Bsoffenen schaun allerweil eine und stänkern an an. Grad is so a Bsuff vurbeiganga. Ma kann heutzutage ka Fenster mehr offnhabn. Es is zum Fürchten. Die nächste Mietwohnung is mindestens im ersten Stock.‘
,Spülts eich nur alle drei mit mir!‘, hat drauf der Polizist gsagt. ,Dann hab i eich!‘ Und is kopfschüttelnd furtganga.
Kaum war er um de Eckn, i bin no ganz verdattert vur dem Fenster gstandn, is scho a Trumm ausn Fenster gflogn kumma und hat mi am Kopf troffn. I hab mi am nächstn Tag leise in des Haus gschlichn, hab ma den Namen vom Türschüdl ohgschriebn und hab klagt.“
„I hab auf den Herr net gwurfn“, beteuerte der Beschuldigte. „I hab aa net mit meiner lieben Ehefrau gstrittn.“
„Na bestimmt net“, sagte die Frau als Zeugin. „Des muass bei an andern Haus gwesen sein!“
Mangels Beweisen wurde ein Freispruch gefällt.