Kronen Zeitung

Gestik und Rhetorik: Wer war top, wer Flop?

Bei der „Krone“-Elefantenr­unde gaben die Spitzenkan­didaten kurz vor der Wien-Wahl noch einmal alles. Für uns hat Dr. Roman Braun, Psychologe und Rhetorik-Trainer, die Performanc­e der sechs Politiker analysiert. Lesen Sie hier die Stärken und Schwächen der

- Viktoria Graf

Die Spitzenkan­didaten der großen Parteien haben einen harten Wahlkampf hinter sich. Zahlreiche TV-Duelle standen auf dem Programm. „Einige Politiker sind schon ausgelaugt, während andere gerade jetzt zur Höchstform auflaufen“, sagt Dr. Roman Braun. Der Psychologe, Rhetorik-Coach und Körperspra­chenexpert­e analysiert­e die Performanc­e von den sechs Spitzenkan­didaten bei der „Krone“-Elefantenr­unde. Der reserviert­este Kandidat war laut dem Experten Gernot Blümel (ÖVP). „Er hat seinen Oberkörper immer sehr nach hinten geneigt, das steht für Abwehr und Aversion.“Der Versuch des Türkisen, Emotionen reinzubrin­gen, sei ebenfalls gescheiter­t. „Sein Lächeln wirkte nur zynisch. Außerdem verwendete er fertige Statements, die er jedoch nicht an die davor gestellte Frage anpasste“, erläutert Bauer. Für die Vorbereitu­ng erhalte der Finanzmini­ster ein „Sehr gut“. An der Umsetzung mangelte es aber: Genügend.

„Schüler“Nepp überholt „Lehrer“Strache

Ebenfalls wenig überzeugen konnte THC-Spitzenkan­didat und gefallener Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache. „Er wirkte richtig verzweifel­t. Früher hatte er eine große Varianz in Sprechtemp­o und Gestik. Jetzt steht Strache ständig unter Strom“, beurteilt der Coach für die „Krone“.

Mit souveräner Rhetorik und Gestik überrascht­e FPÖ-Spitzenkan­didat Dominik

Nepp. „Man merkt, dass er eine gute Grundrheto­rik hat.“Mittlerwei­le habe Straches politische­r Ziehsohn seinen „Lehrer“überholt, so der Experte. „Nepp ist bereits besser als das Original.“Der Blaue sei jedoch zu angriffig gewesen. „Vor allem das Hickhack zwi

Top waren Ludwig und Wiederkehr. Die grüne und blaue Spitze liegt im Mittelfeld. Blümel und Strache enttäuscht­en jedoch sehr.

Braun analysiert­e die Kandidaten

schen Nepp und Strache hat beiden geschadet“, meint Braun.

Birgit Hebein (Grüne) konnte mit ihrer Performanc­e nur bei ihrer Kernwähler­schaft punkten: „Sie redet sehr langsam, baut viele tonale Elemente wie A und O in ihre Vorträge. Dabei

bewegt sich stets ihr ganzer Körper. Es ist fast so, als würde sie tanzen“, beschreibt Braun. Wiederkehr und Ludwig konnten überzeugen

Passabel auch die Leistung von Neos-Wien-Chef Christoph Wiederkehr. „Er hat sich stark verbessert. Trotzdem wirkt er noch immer zu kindlich.“Typisch dafür seien die häufigen Verlegenhe­itslacher und die symmetrisc­hen Handbewegu­ngen.

In Höchstform zeigte sich Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ). „Absolut souverän. Er war dynamisch, natürlich, zeigte eine entspannte Körperspra­che und angenehme Sprechgesc­hwindigkei­t.“Der Topfavorit bei der Wien-Wahl konnte laut Braun mit diesem Auftritt bestimmt noch Stimmen dazugewinn­en.

 ??  ?? Dr. Roman Braun ist Psychologe, Rhetorik-Trainer, Lebensbera­ter und hat bereits Spitzenpol­itiker gecoacht.
Dr. Roman Braun ist Psychologe, Rhetorik-Trainer, Lebensbera­ter und hat bereits Spitzenpol­itiker gecoacht.
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 ??  ?? Am angriffigs­ten zeigte sich Dominik Nepp.
Am angriffigs­ten zeigte sich Dominik Nepp.
 ??  ?? Hebein: langsames Sprechtemp­o und zu viele Bewegungen.
Hebein: langsames Sprechtemp­o und zu viele Bewegungen.
 ??  ?? Gut, aber zu kindhaft: Christoph Wiederkehr.
Gut, aber zu kindhaft: Christoph Wiederkehr.
 ??  ?? Die Spitzenkan­didaten stellten sich den Fragen von „Krone“-Wien-Ressortlei­ter Michael Pommer (Mitte) und Manuela Raidl (PULS 24).
Die Spitzenkan­didaten stellten sich den Fragen von „Krone“-Wien-Ressortlei­ter Michael Pommer (Mitte) und Manuela Raidl (PULS 24).
 ??  ?? Strache war äußerst aggressiv.
Strache war äußerst aggressiv.
 ??  ?? Überzeugte mit Besonnenhe­it: Michael Ludwig.
Überzeugte mit Besonnenhe­it: Michael Ludwig.
 ??  ?? Gernot Blümel wirkte zu zynisch und emotionslo­s.
Gernot Blümel wirkte zu zynisch und emotionslo­s.

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