Gestik und Rhetorik: Wer war top, wer Flop?
Bei der „Krone“-Elefantenrunde gaben die Spitzenkandidaten kurz vor der Wien-Wahl noch einmal alles. Für uns hat Dr. Roman Braun, Psychologe und Rhetorik-Trainer, die Performance der sechs Politiker analysiert. Lesen Sie hier die Stärken und Schwächen der
Die Spitzenkandidaten der großen Parteien haben einen harten Wahlkampf hinter sich. Zahlreiche TV-Duelle standen auf dem Programm. „Einige Politiker sind schon ausgelaugt, während andere gerade jetzt zur Höchstform auflaufen“, sagt Dr. Roman Braun. Der Psychologe, Rhetorik-Coach und Körpersprachenexperte analysierte die Performance von den sechs Spitzenkandidaten bei der „Krone“-Elefantenrunde. Der reservierteste Kandidat war laut dem Experten Gernot Blümel (ÖVP). „Er hat seinen Oberkörper immer sehr nach hinten geneigt, das steht für Abwehr und Aversion.“Der Versuch des Türkisen, Emotionen reinzubringen, sei ebenfalls gescheitert. „Sein Lächeln wirkte nur zynisch. Außerdem verwendete er fertige Statements, die er jedoch nicht an die davor gestellte Frage anpasste“, erläutert Bauer. Für die Vorbereitung erhalte der Finanzminister ein „Sehr gut“. An der Umsetzung mangelte es aber: Genügend.
„Schüler“Nepp überholt „Lehrer“Strache
Ebenfalls wenig überzeugen konnte THC-Spitzenkandidat und gefallener Vizekanzler Heinz-Christian Strache. „Er wirkte richtig verzweifelt. Früher hatte er eine große Varianz in Sprechtempo und Gestik. Jetzt steht Strache ständig unter Strom“, beurteilt der Coach für die „Krone“.
Mit souveräner Rhetorik und Gestik überraschte FPÖ-Spitzenkandidat Dominik
Nepp. „Man merkt, dass er eine gute Grundrhetorik hat.“Mittlerweile habe Straches politischer Ziehsohn seinen „Lehrer“überholt, so der Experte. „Nepp ist bereits besser als das Original.“Der Blaue sei jedoch zu angriffig gewesen. „Vor allem das Hickhack zwi
Top waren Ludwig und Wiederkehr. Die grüne und blaue Spitze liegt im Mittelfeld. Blümel und Strache enttäuschten jedoch sehr.
Braun analysierte die Kandidaten
schen Nepp und Strache hat beiden geschadet“, meint Braun.
Birgit Hebein (Grüne) konnte mit ihrer Performance nur bei ihrer Kernwählerschaft punkten: „Sie redet sehr langsam, baut viele tonale Elemente wie A und O in ihre Vorträge. Dabei
bewegt sich stets ihr ganzer Körper. Es ist fast so, als würde sie tanzen“, beschreibt Braun. Wiederkehr und Ludwig konnten überzeugen
Passabel auch die Leistung von Neos-Wien-Chef Christoph Wiederkehr. „Er hat sich stark verbessert. Trotzdem wirkt er noch immer zu kindlich.“Typisch dafür seien die häufigen Verlegenheitslacher und die symmetrischen Handbewegungen.
In Höchstform zeigte sich Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). „Absolut souverän. Er war dynamisch, natürlich, zeigte eine entspannte Körpersprache und angenehme Sprechgeschwindigkeit.“Der Topfavorit bei der Wien-Wahl konnte laut Braun mit diesem Auftritt bestimmt noch Stimmen dazugewinnen.