74-Jähriger als Messerkämpfer
Bei skurrilem Polizeieinsatz fällt ein Schuss Freispruch vom Mordversuch
Es standen einander unversöhnlich gegenüber: ein 74jähriger Mann, wackelig auf den Beinen, und zwei Polizisten, beide durchtrainierte junge Männer. Der Pensionist fuchtelte in seinem Alkoholdusel mit einem Messer. Dann fiel sogar ein Schuss. Passiert ist niemand etwas, es gab einen Freispruch von Mordversuch.
Der Angeklagte hat fixe Gewohnheiten: Jeden Samstag geht er auf den ViktorAdler-Markt in Wien-Favoriten einkaufen. Dort trinkt er Bier und Gspritzte und erscheint dann gegen acht Uhr Früh bei seiner 20 Jahre jüngeren Lebensgefährtin.
Die Beziehung zu ihr verläuft allgemein harmonisch, wäre da nicht die Eifersucht des Mannes. Eine frühere
Beziehung der Frau zu einem Kriminalisten ist nicht verziehen. Das Verhältnis zur „Heh“, wie er die Polizei nennt, ist gespannt.
Was möglicherweise für die Eskalation an jenem Samstag, dem 29. Juni, verantwortlich war. An diesem Tag wollte der Mann wieder die Wohnung verlassen, um zu trinken. Die Frau beschloss: „Nix da, du bleibst
da.“Das befolgte der Mann, trank aber zu Hause eine Wodka-Flasche fast leer. Als er auch noch mit einem Messer herumfuchtelte, rief die Frau die Polizei. Jetzt sagt sie: „So besoffen habe ich ihn noch nie gesehen. Er ist nicht einmal richtig durch die Tür gekommen.“
Zwei junge Polizisten, einer von ihnen ein ZweiMeter-Hüne, konnten den Mann nicht bändigen. Ein Polizist feuerte im Stiegenhaus einen Schuss zur Abwehr ab, der glücklicherweise niemand traf. Weil der Mann laut Aussage der Beamten versucht hat, auf
sie einzustechen, lautete die Anklage auf Mordversuch. Es erging ein Freispruch, aber 15 Monate bedingt wegen Widerstand und Körperverletzung.