Heilt die Zeit die Wunden?
Heute findet ein bemerkenswertes Jubiläum in bemerkenswertem Rahmen statt: 100 Jahre Kärntner Volksabstimmung mit Bundespräsident Van der Bellen und erstmals mit Teilnahme des Präsidenten Sloweniens als Geste der Freundschaft.
Bemerkenswert deshalb, weil von den 100 Jahren 80 Jahre von Volkstumsstreit geprägt waren. Dass sich viele Junge nur noch verschwommen an Ereignisse wie „Ortstafelkrieg“erinnern, lässt hoffen, dass die Zeit die Wunden heilt.
Vor 100 Jahren hatten die deutschsprachigen Kärntner im Abwehrkampf den Verlust Südkärntens verhindert. Die Volksabstimmung danach bestätigte die Grenzen, weil Kärntner Slowenen für Österreich votierten. Es wurde ihnen später nicht gedankt.
Im Zweiten Weltkrieg wurden Kärntner Slowenen deportiert, und zu Kriegsende standen dann die TitoPartisanen tief im Land. Die Alliierten sicherten die alte Grenze, und durch den Bruch mit Stalin verlor Tito den Rückhalt für Gebietsansprüche.
Als „Rest“blieb der Paragraf 7 des Staatsvertrages: zweisprachiger Unterricht und zweisprachige Ortstafeln in den betroffenen Gebieten. Ob der Paragraf wirklich erfüllt ist, darüber gibt es gelinde gesagt geteilte Ansichten.
Minderheitenkonflikte sind am hartnäckigsten, wenn es um Grenzen geht. Seit dem Zerfall Jugoslawiens und Sloweniens Beitritt zur EU gibt es keine Grenze mehr. Damit erlosch die „Urangst“der Kärntner. Das ist die Zeit, sich großzügig zu zeigen.