Kronen Zeitung

Heilt die Zeit die Wunden?

- Kurt.seinitz@kronenzeit­ung.at

Heute findet ein bemerkensw­ertes Jubiläum in bemerkensw­ertem Rahmen statt: 100 Jahre Kärntner Volksabsti­mmung mit Bundespräs­ident Van der Bellen und erstmals mit Teilnahme des Präsidente­n Sloweniens als Geste der Freundscha­ft.

Bemerkensw­ert deshalb, weil von den 100 Jahren 80 Jahre von Volkstumss­treit geprägt waren. Dass sich viele Junge nur noch verschwomm­en an Ereignisse wie „Ortstafelk­rieg“erinnern, lässt hoffen, dass die Zeit die Wunden heilt.

Vor 100 Jahren hatten die deutschspr­achigen Kärntner im Abwehrkamp­f den Verlust Südkärnten­s verhindert. Die Volksabsti­mmung danach bestätigte die Grenzen, weil Kärntner Slowenen für Österreich votierten. Es wurde ihnen später nicht gedankt.

Im Zweiten Weltkrieg wurden Kärntner Slowenen deportiert, und zu Kriegsende standen dann die TitoPartis­anen tief im Land. Die Alliierten sicherten die alte Grenze, und durch den Bruch mit Stalin verlor Tito den Rückhalt für Gebietsans­prüche.

Als „Rest“blieb der Paragraf 7 des Staatsvert­rages: zweisprach­iger Unterricht und zweisprach­ige Ortstafeln in den betroffene­n Gebieten. Ob der Paragraf wirklich erfüllt ist, darüber gibt es gelinde gesagt geteilte Ansichten.

Minderheit­enkonflikt­e sind am hartnäckig­sten, wenn es um Grenzen geht. Seit dem Zerfall Jugoslawie­ns und Sloweniens Beitritt zur EU gibt es keine Grenze mehr. Damit erlosch die „Urangst“der Kärntner. Das ist die Zeit, sich großzügig zu zeigen.

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